In seinem Buch „Schule schaffen“ stellt Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) seine Vision für ein modernes Bildungssystem vor. Dabei spricht er sich nicht nur für die Einführung eines Fachs „Demokratie“ ab der Volksschule aus, sondern auch für eine grundlegende Reform der Personalpolitik an Schulen. Wiederkehr fordert, dass Schulleitungen die Autonomie erhalten sollen, ungeeignete Lehrkräfte kündigen zu dürfen.
Schulen brauchen mehr Autonomie
Wiederkehr sieht ein großes Problem in der aktuellen Struktur der Bildungsdirektionen, die er als ineffizient und hinderlich beschreibt. Er plädiert für die Abschaffung dieser gemischten Bund-Land-Behörde und fordert stattdessen mehr Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung für die Schulen selbst. „Die Schulen müssen in der Lage sein, ihr Personal eigenständig auszuwählen und gegebenenfalls auch ungeeignete Lehrkräfte zu entlassen“, so Wiederkehr. Dies sei entscheidend, um die Qualität des Unterrichts zu sichern und die Schulen besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.
Demokratie als Schulfach
Ein zentrales Anliegen Wiederkehrs ist die Stärkung der demokratischen Bildung bereits in der Grundschule. Angesichts zunehmender kultureller Konflikte und der Fragilität demokratischer Strukturen in Europa fordert er ein eigenes Fach „Demokratie“ ab der Volksschule. „Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Kinder die Werte der Demokratie von klein auf lernen und verinnerlichen“, argumentiert Wiederkehr. Er betont, dass dieser Unterricht auch dazu beitragen soll, kulturelle Spannungen abzubauen und ein besseres Miteinander zu fördern.
Sanktionen für integrationsunwillige Eltern
Besonders kritisch äußert sich Wiederkehr zu den Problemen, die durch reaktionäre Einstellungen in manchen zugewanderten Familien entstehen. Er fordert klare Sanktionen gegen Eltern, die sich weigern, mit Schulen zusammenzuarbeiten oder Gesprächsangebote abzulehnen. Solche Maßnahmen seien notwendig, um den Bildungsfortschritt der Kinder nicht zu gefährden. „Wenn Eltern ihrer Verantwortung nicht nachkommen, müssen Strafen spürbar sein“, so Wiederkehr. Er schlägt Verwaltungsstrafen von bis zu 1.000 Euro vor, um den Druck auf integrationsunwillige Familien zu erhöhen.
Kritik an Lehrergewerkschaften
Wiederkehr übt auch scharfe Kritik an der Lehrergewerkschaft, die er als destruktiv und wenig kooperationsbereit beschreibt. Besonders während der Pandemie sei die Zusammenarbeit schwierig gewesen. Wiederkehr beklagt, dass die Gewerkschaft aus parteipolitischen Gründen wichtige Gespräche verweigert und Interna an politische Gegner weitergeleitet habe. Diese Blockadehaltung erschwere notwendige Reformen und schade letztlich den Schülerinnen und Schülern.
Volksschulzeit auf sechs Jahre
Ein weiterer Reformvorschlag Wiederkehrs betrifft die Volksschule. Er fordert eine Verlängerung der Volksschulzeit auf sechs Jahre, um die frühe Trennung zwischen Gymnasium und Mittelschule zu entschärfen. Diese Maßnahme soll den Leistungsdruck auf Kinder und Eltern reduzieren und gleichzeitig die Bildungsgerechtigkeit fördern. Aus entwicklungspsychologischer Sicht sei eine längere Volksschulzeit zudem vorteilhaft für die Kinder.
Fazit und Ausblick
Insgesamt zeichnet Wiederkehr in seinem Buch ein düsteres Bild des aktuellen Bildungssystems, sieht aber gleichzeitig große Chancen für Veränderungen. Er fordert mehr Mut und Entschlossenheit, um die notwendigen Reformen umzusetzen und die Schulen besser auf die Zukunft vorzubereiten. „Ohne eine positive Vision und die Bereitschaft zur Veränderung werden wir die Herausforderungen der Zeit nicht meistern“, so Wiederkehr abschließend.