Prozessauftakt in Krems: Nachdem letztes Jahr die Verhandlung geplatzt ist, aus gesundheitlichen Gründen, soll sich heute am Landesgericht in Krems Sascha Wandl unter anderem für Verleumdung, Vortäuschen von Straftaten, betrügerische Krida und Betrug verantworten. In der Vergangenheit bestritt er einige Vorwürfe, umso spannender erscheint es, wie sich der Angeklagte heute äußern wird. Aus dem Umfeld von Wandl ist zu hören, dass mit einem Teilgeständnis zu rechnen ist.
So will der Sicherheitsexperte Wandl heute Details zum “Modus Operandi” seines ehemaligen Geschäftsmodells erörtern: “Es ging immer darum Scheingeschäfte, Scheinfirmen oder verdeckte Ermittler bei Gegnern einzuschleusen und auszuspionieren. Das prinzipielle Ziel war immer die Aufklärung von Straftaten.”
Mittlerweile sind fünf Ex-Mitarbeiter und Kooperationspartner seines ehemaligen Unternehmens in den Ermittlungen der Soko-Tape in der Causa Ibiza-Video involviert. Diese sollen im Verfahren von Wandl als Belastungszeugen aussagen. Ein ehemaliger Weggefährte von Wandl muss sich heute in Salzburg verantworten. Knapp ein Kilo Schnee, sprich Kokain, soll der Mann vertickt haben.
Beweggründe für die Selbstanzeige 2016
“Ich möchte betonen, dass ich durch mein neues privates Umfeld von meiner kriminellen Vergangenheit los kommen möchte. Ich bin bereit, die Verantwortung für meine Handlungen in der Vergangenheit zu übernehmen, bitte aber auch gleichzeitig um den Kronzeugenstatus.”
Aus dem Kronzeugenstatus wurde nichts. Die Staatsanwaltschaft Krems nahm daraufhin Ermittlungen gegen 13 Beschuldigte auf. Gegen elf von ihnen wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt, ein Fall wurde per Diversion erledigt. Zwei Berichte ließ sich die Staatsanwaltschaft vorlegen, einmal vom Landeskriminalamt Niederösterreich (LKA NÖ) und einmal vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT). So schenkte die Staatsanwaltschaft dem BVT-Anlassbericht mehr Glauben, was im Nachhinein betrachtet fragwürdig erscheint. Den Bericht unterschrieb jener BVT-Beamte, der mittlerweile selbst nicht mehr für das BVT tätig ist, da er in der sogenannten BVT-Affäre involviert ist:
Die Zusammenfassung des LKA NÖ steht diametral zur Sicht des BVT:
Keine Fragen zu Ibiza: Ist das möglich?
Der frühere Sicherheitsberater Wandl war Inhaber des Unternehmens “Die Gruppe Sicherheit GmbH”, um welches es heute auch vor Gericht gehen wird. Wandl war in der Vergangenheit jener Mentor, der drei Personen ausgebildet hat, die bei der Produktion und Distribution des Ibiza-Videos vermutlich beteiligt waren. Wandl stellt nach eigenem Selbstverständnis dar, die Ibiza-Methode erfunden zu haben.
Rekonstruktion der Ibiza-Methode
Siehe auch: “Gesetze, Werte und Normen werden de facto außer Kraft gesetzt. Die Gerichtsakte, Protokolle und Aktennotizen von Staatsanwälten, BVT-Einvernahmen, LKA-Einvernahmen, Anklageschriften, persönliche E-Mails an Rechtsanwälte, Korrespondenzen zwischen Kunden, Scheinrechnungen, Analysen, Strategiepapiere, Observationsberichte und Netzwerkaufschlüsselungen lassen den Leser in eine Welt eintauchen, die jeden John Grisham Roman alt aussehen lässt.”
Ibiza-Netzwerk: Undercover für Bundeskriminalamt und Finanzpolizei
Selbstanzeige aus 2016
Aus medienrechtlichen Gründen wird von einer namentlichen Nennung der Unternehmen und Personen Abstand genommen. Es geht darum, einen Einblick in das Selbstverständnis von Sascha Wandl mit den nachfolgenden Dokumenten zu ermöglichen:
In eigener Sache
Am Buchprojekt “Die Welt, die es nicht gibt. Industriespion Sascha Wandl packt aus” wird nach wie vor akribisch gearbeitet. Die Erkenntnisse und Aussagen vom Prozess sollen in die Publikation einfließen. Im Oktober sollte die erste Auflage erscheinen.