Bei der heutigen Pressekonferenz im Innenministerium präsentieren Bundesminister für Inneres Wolfgang Sobotka und der burgenländische Landespolizeidirektor Martin Huber die Ergebnisse und Details zur sogenannten „Operation Triest„.
Sobotka: „Durch die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den österreichischen und internationalen Ermittlungsbehörden gelang dem Landeskriminalamt Burgenland ein großer Erfolg gegen den internationalen Drogenhandel. Die Operation Triest beweist, dass sich langjährige Ermittlungsarbeit auszahlt. Wir müssen als Sicherheitsbehörden auf Trends reagieren, um weiterhin Schritt halten zu können.“
Seit mehreren Jahren ermittelt das Bundeskriminalamt, die Landeskriminalämter Wien und Niederösterreich sowie die burgenländische Polizei gegen eine international agierende kriminelle Organisation. Die Ermittlungen wurden im Oktober 2013 vom LKA Burgenland eingeleitet und konnten im August 2017 abgeschlossen werden. In diesem Zeitraum wurden 76 Personen, darunter 75 Männer im Alter zwischen 22 und 55 Jahren, festgenommen und an die zuständigen Staatsanwaltschaften in Österreich, Italien, Deutschland und der Schweiz überstellt. Insgesamt wurden 35 Kilogramm Heroin, 0,5 Kilogramm Kokain sowie 22 Kilogramm Streckmittel und 4 Kilogramm Cannabis sichergestellt.
Weiters wurden rund 165.000 Euro in bar, mehrere verbotene Waffen und gefälschte deutsche und bulgarische Dokumente beschlagnahmt. Gegen die Täter wurden zahlreiche Anzeigen wegen Verbrechens des Suchtmittelhandels, der Geldwäsche und der Urkundenfälschung erstattet. Weitergehend wurden Anzeigen nach dem Waffengesetz und Tatbeständen gegen Leib und Leben (Gefährliche Drohung, Erpressung, Schwere Körperverletzung) erstattet.
Suchtmittel im Wert von 4,6 Millionen Euro sichergestellt
Ausgangspunkt der Ermittlungen war die Festnahme eines kurdisch-stämmigen Türken mit Wohnsitz im Burgenland am Hafen von Triest mit beinahe 2 Kilogramm Heroin. Nach Ersuchen der italienischen Ermittlungsbehörden wurden durch das LKA Burgenland weitere Ermittlungen gegen den Festgenommenen, dessen Auftraggeber und weitere Mittäter initiiert. Im Laufe der Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass der Beschuldigte Teil einer kurdisch-türkischen Organisation namens „Familien-Clan“ war, deren Mitglieder zumeist als Asylwerber oder illegal im Land aufhältig waren. Die weiteren Mittäter waren in der Türkei, Italien, der Schweiz, Deutschland und Polen aufhältig, bei denen es sich hauptsächlich um Kurden mit Herkunft aus dem Raum Bingöl in der Türkei handelt.
Der „Familien-Clan“ beschäftigte sich mit dem internationalen Handel mit Heroin und Kokain samt Streckmitteln sowie in geringerem Ausmaß mit Cannabishandel. Die weitere Fallbearbeitung erfolgte durch das Bundeskriminalamt, die Suchtmittelkriminalität-Zentralstelle und das Büro für organisierte Kriminalität zusammen mit den Landeskriminalämtern Wien und Niederösterreich. Die Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden in Italien, der Schweiz, Polen und Deutschland wurde intensiviert.
Sobotka unterstreicht die Bedeutung des Sicherheitspakets
Beinahe alle Täter nutzten mehrere Telefone unter Verwendung zahlreicher SIM-Karten und kommunizierten über das Internet per WhatsApp, Viper, Facebook und andere Messenger-Dienste. Dadurch wurden Überwachungsmaßnahmen massiv erschwert und teilweise unmöglich gemacht. Der Großteil der Mitglieder des „Familien-Clans“ war observationserfahren, was sich durch gut geplante Übergaben zeigte, die meist unter Anwendung von Gegenobservationen stattfanden.
Auf die Frage, wie es nun mit dem Bundesminister in Zukunft weitergehen werde, antwortete dieser: „Ich bin mit Leib und Seele Innenminister.“
Ergänzungen durch das LPD Burgenland
19.10.2013: Festnahme eines kurdisch-stämmigen Türken mit Wohnsitz im Burgenland am Hafen von Triest (Namensgeber der Operation) mit beinahe 2 kg Heroin.
Einleitung weiterer Ermittlungen durch das LKA Burgenland über Ersuchen der italienischen Ermittlungsbehörden gegen den Festgenommenen, dessen Auftraggeber und weitere Mittäter.
25.10.2013: Sicherstellung von ca.- 2 kg Heroin und Streckmittel an Wohnadresse des Beschuldigten in Bad Sauerbrunn/Burgenland.
Im Laufe der Ermittlungen konnte eruiert werden, dass der Beschuldigte als Teil einer großen kurdisch-türkischen Organisation („Familien-Clan“), deren Mitglieder zumeist als Asylwerber oder illegal im Land aufhältig waren, Schmuggelfahrten durchführen sollte.
Unzählige Mittäter waren in der Türkei (meist Raum Bingöl), in Italien, der Schweiz, Deutschland und Polen aufhältig – kooperative Fallbearbeitung mit dem .BK, Büro 3.3 (SM-Zentralstelle) und Büro 3.1 (OK) sowie mit den Landeskriminalämtern Wien und Niederösterreich durchgeführt.
Weiters kam es zur Intensivierung der Zusammenarbeit mit Ermittlungsbehörden aus Italien, der Schweiz, Polen und Deutschland.
Die überwiegend einer kriminellen Organisation angehörigen Täter, bei denen es sich hauptsächlich um Kurden mit Herkunft aus dem Raum Bingöl (TR) handelte, hatte ein Netzwerk gegründet, das sich mit dem internationalen Handel mit Heroin und Kokain samt notwendigen und extra angebotenen Streckmitteln sowie in geringerem Ausmaß mit Cannabishandel beschäftigte.
Höherrangige Vertreter organisierten Heroinlieferungen in Bingöl und in Istanbul (kurzfristige Flüge Wien-Istanbul-Wien), von wo – nach Leistung von Anzahlungen (mittels moneytransmitter/Bargeldtransporte) – zum Teil Suchtmittel bis zu ca 10 kg per Fähre nach Triest geschickt wurden. In Italien (Rom, Triest, Turin) als Asylwerber lebende türkische Kurden organisierten dort die Verteilung und wurden kleinere Mengen (bis zu 5 kg) per PKW nach Österreich, in die Schweiz und nach Deutschland geschickt.
In anderen Fällen wurden LKWs mit Mengen von durchschnittlich 20 kg über die Balkanroute aus Slowenien kommend nach Österreich geschickt und nach Teilentladungen reisten diese über Schärding nach Deutschland weiter. Die Suchtmittel wurden dabei oftmals in neuwertig aussehenden Feuerlöschern transportiert – aus solchen Transporten konnten in 2 Fällen insgesamt etwa 20 kg Heroin sichergestellt werden.
In anderen Fällen bezog die Tätergruppe das Heroin und Kokain aus Deutschland, welches aus den Niederlanden und Belgien stammte und dies dorthin mittels Transporte am Seeweg durchgeführt wurde.
Weitere Details zu den Beschuldigten:
- Der überwiegende Teil der Festgenommenen war in Österreich, Deutschland, Italien, der Schweiz oder in Polen als Asylwerber registriert, viele davon unter falschen (Alias-) Personendatensätzen.
- Mehrere der Beschuldigten waren bereits zu früheren Zeitpunkten in Österreich sowie in anderen Europäischen Ländern wegen Drogenhandels oder anderer Delikte verurteilt und in Haft gewesen. Einige davon wurden bereits mehrfach in ihr Heimatland abgeschoben, kehrten aber nach Europa zurück. Drohte in einem Aufenthaltsland eine Abschiebung oder Ausweisung wurde kurzerhand ein anderes EU-Land als künftiger Aufenthaltsort gewählt, wo die Täter – u.a. infolge der gute Vernetzung der organisierten Gruppierung – ohne Unterbrechung in den Suchtmittelhandel einstiegen.
Beinahe alle Täter nutzten:
- mehrere Telefone (Geräte), zum Teil unter Verwendung zahlreicher SIM-Karten (Rufnummern), wodurch Überwachungsmaßnahmen massiv erschwert oder nur zeitverzögert möglich waren (zB bei einer Durchsuchung 5 Personen anwesend und 14 Mobiltelefone mit 27 SIM-Karten vorgefunden) und
- Internet-Kommunikation (WhatsApp, Viber, Facebook uva), wodurch eine Überwachung unmöglich war,
- mehrere Wohnungen und Lokale aber auch zum Teil öffentliche Plätze (Parks, Friedhöfe, etc.) an denen sie das Suchtmittel und die Erlöse aus dem Handel lagerten.