Kulturjury mit Raiffeisen-Kulturbeauftragten, Novomatic-Lobbyisten und Humanenergetikerin
So saß 2020 in der Kulturjury „Volkskultur und Kulturinitiativen“ Stefan Krenn von der Novomatic AG. Krenn startete Oktober 2015 als Leiter des Generalsekretariats seine Karriere bei Novomatic. Laut dem Lobbying- und Interessenvertretungsregister wird Krenn als Unternehmenslobbyist des Konzerns geführt. Das Eigenbild der Novomatic laut dem Register: „Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Gaming-Technologieprodukten sowie das Anbieten von Glücksspieldienstleistungen.“
Aber auch Reinhard Pühringer, Kulturbeauftragter der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG, wird laut dem Kulturbericht 2020 des Landes Niederösterreich als Jurymitglied geführt.
Dorothea „Dorli“ Draxler ist gelernte Pädagogin und seit 1985 im niederösterreichischen Kulturbereich tätig. Die ersten Jahre arbeitete sie als Archivleiterin im Niederösterreichischen Volksliedarchiv. Sie ist Geschäftsführerin der „Volkskultur Niederösterreich GmbH“. Draxler wurde für ihre Leistungen als Kulturvermittlerin mit dem Berufstitel “Professorin” ausgezeichnet.
Bei Renate Nigischer ist laut copia.at Wirtschaftscoach, Wirtschaftstrainerin und akademische Tourismusmanagerin. Dem Gewerberegister ist zu entnehmen, dass eine Berechtigung für Buchhaltung und Massagen vorliegt. Abgerundet wird ihr Portfolio als Berufsfotograf und Humanenergetiker (= personenbezogene Hilfestellung zur Erreichung einer körperlichen bzw. energetischen Ausgewogenheit).
Bei Josef Schick handelt es sich um den Geschäftsführer der Kulturvernetzung Niederösterreich GmbH.
Was genau macht die Jury?
„Der Niederösterreichische Kulturpreis für Volkskultur und Kulturinitiativen dient der Anerkennung besonderer Verdienste und Leistungen im Bereich der kulturellen Praxis im soziokulturellen Handeln in den Feldern Volkskultur und Kulturinitiativen/kulturelle Regionalisierung.“
2020 wurden Kulturschaffende des Landes mit einem Kulturpreis geehrt. In der Kategorie “Volkskultur und Kulturinitiativen” erhielt Franz Huber einen Würdigungspreis. Der Verein Proberaum Scheibbs und der Förderverein Eumig Museum wurde jeweils mit einem Anerkennungspreis geehrt.
Wie überzeugend ist die Jury tatsächlich?
Stell dir vor, das Land Niederösterreich würde einen investigativen Preis für Medien ausloben. Die Redaktion von Fass ohne Boden erhält den Preis „Investigatives Medium des Jahres“. Im Vorstand der Jury befindet sich ein Vertreter der Raiffeisen Bank, ein Novomatic-Lobbyist und eine Humanenergetikerin. Weiterer Ausführungen bedarf es an dieser Stelle nicht mehr.
NÖ-Kulturbericht 2020 zum kostenlosen Download: [download id=”66727″]
Zum Artikel: Niederösterreichischer Kulturbericht: Transparenz als Antwort von Fass ohne Boden