Die knackige Projektbeschreibung lautet „Informationsgewinnung zur Person Peter Kaindl und der Firmengeflechte der Kronospan Gruppe.“
Primär ging es darum, “Informationen über Peter Kaindl und seinem Netzwerk im ehemaligen Ostblock und über dessen Verbindungen zu postkommunistischen Regierungen zu beschaffen.” Der Salzburger Spanplatten-Industrielle dürfte die Aufmerksamkeit von „Nina“ auf sich gezogen haben, nachdem er 2014 die Raiffeisen Bank Malta erworben hat. Die ehemalige Raiffeisen-Tochter wurde in weiterer Folge auf ECCM umbenannt. Und da es sich um eine mühselige Analyse des Firmennetzwerks handeln sollte, beauftragte Nina ihren langjährigen Bekannten, einen BVT-Beamten.
Schmiergeld für einen Verfassungsschützer
„Nina“ war laut den Unterlagen im Zeitraum zwischen Juli bis Dezember 2015 mit dem Projekt beschäftigt. Die Auftragserteilung erfolgte am 15.05.2015. Beteiligt an der Recherche waren neben ihrem langjährigen Partner, dem Verfassungsschützer, auch mehrere „europäische Sicherheitsbehörden“, die als „Informationsgeber“ fungiert haben sollen. Zumindest ist dies dem Bericht und den Rechnungen zu entnehmen. Und ja, es wurde international geschmiert:
3.000 Euro erhielt der BVT-Beamte für seine Recherchearbeit am „Projekt Eneos“. Am Arbeitsplatz des BVT-Beamten konnten die Ermittler laut dem Durchsuchungs-Sicherstellungsprotokoll im Jahr 2016 einen gelben Schnellhefter und ein Organigramm zur Firma Kronospan sicherstellen.
Nur so am Rande: Die Netzwerkanalysen haben auch eine ordentliche Größe erreicht. Das BAK beschlagnahmte zwei Charts in der Größe A2 und A1, die das weltweite Netzwerk darstellen sollen.
Das weltweite Netzwerk von Kronospan
So musste der BVT-Beamte für „Nina“ das „verschachtelte Firmenkonglomerat“, sprich die teils verworrenen Finanzkonstrukte, sichten. So wurde eine Person namens S. S. bis ins kleinste Detail beschrieben, die „in den Verwaltungsräten aller Schlüssel-Firmen des Kronospan-Unternehmensgeflechtes vertreten ist.“ Der Person gab man aber einen Aliasnamen: „Phantom“.
Darüber hinaus wurde als „bedeutendste Schaltstelle im Unternehmensgeflecht“ die „Gerhost-Stiftung“ in Erfahrung gebracht. Dies deckt mit aktuellen Recherchen von Addendum: „Eine Gerhost-Stiftung, erneut in Liechtenstein, erneut im beschaulichen Vaduz, wo sich der Kreis schließt.“
Im Netzwerk der ÖVP-Spender
Kronospan und der Name Kaindl sind in der Vergangenheit in einem anderen Konnex sehr bekannt geworden. „Als im Jahr 2017 der Nationalratswahlkampf in vollem Gang war, lenkte eine Spende die Aufmerksamkeit auf eine Familie, die sonst Diskretion schätzt und daher in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist. 50.000 Euro überwies die M. Kaindl KG damals an die Kampagne von Sebastian Kurz’ ÖVP. Statements über etwaige Beweggründe und Intentionen der Spende gab es keine. Auch der spätere Kanzler Kurz blieb wortkarg. Eine „Frau Kaindl“ habe er einmal im Bundeskanzleramt im Zuge eines dort organisierten Round Tables mit Vertretern der Wirtschaft getroffen, beantwortete er eine entsprechende Anfrage des SPÖ-Abgeordneten Peter Wittmann. Über die Inhalte des Gesprächs erteilte er keinerlei Auskunft.“
Projektentwickler von Firtasch ebenfalls am Bord
Zurück zum “Projekt Eneos”: Und sieht man sich die Rechnungen genauer an, so fällt auf, dass ein FoB-bekannte Persönlichkeit wieder in Erscheinung tritt. Es handelt sich dabei um den Projektentwickler R. B. (siehe auch “Ninas Einflussnahme auf das BVT für Dmitri Firtasch“)
Der Projektentwickler beauftragte “Nina” im April 2015. Aus den Dokumenten geht jedoch nicht hervor, wer der Auftraggeber von R. B. war. In den Einvernahmen schwieg sie eisern.
Für alle genannten Personen gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.
Weitere Informationen
Die Holzbarone
Das ist die Spendenliste von Sebastian Kurz im Wahlkampf 2017