Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer steigt heute in den Intensivwahlkampf ein. Am Samstag will er bei einer Veranstaltung in der Wiener Steffl-Arena rund 3.000 Berufsfunktionäre und Unterstützer auf den Wahlkampf einschwören.
Am Tag davor veröffentlichte er sein offizielles Wahlkampfvideo auf der Plattform X, doch die Reaktionen darauf fielen für ihn wohl anders aus als erwartet.
Stock-Videos und plumpe Inszenierung
Das Wahlvideo besteht aus Stock-Material und zugekauften Bildern, die schnell als billig und unpassend empfunden wurden. Nehammer versucht darin, staatsmännische Ruhe und Weitsicht zu vermitteln. Er zitiert seinen Großvater und appelliert in seiner Botschaft an den Zusammenhalt in schwierigen Zeiten. „In Zeiten von Chaos und Unsicherheit sind Besonnenheit, Weitsicht und Stabilität unerlässlich“, sagt Nehammer im Video.
Herr Nehammer ich habe ihr Werbevideo satirisch aufgemotzt, muss ich jetzt ins Gefängnis?
— GANDALFO GONZALEZ (@GandalfoRider) September 6, 2024
Ein Wink, mit Grüßen der ehemaligen Wählerschaft 🤡🙊 pic.twitter.com/nRN9vjrnye
Spott und Hohn im Netz
Während die politische Botschaft auf Seriosität abzielt, trifft das Video auf wenig Verständnis in den sozialen Medien. Besonders auf der Plattform X erntet Nehammer massive Kritik. Ein User wirft ihm vor, dass er durch seine Corona-Politik „am Stamm gesägt“ habe, obwohl er in der Rede dazu aufrief, sich auf den „stabilen Stamm des Lebens“ zu konzentrieren. Ein anderer kommentiert: „Der nett gemeinte Spot ist irgendwie unglaubwürdig.“ Weitere Stimmen gehen noch härter mit dem Kanzler ins Gericht: „Lächerlich! Jetzt versucht er es mit der Angstmache – Glaubwürdigkeit 0 %.“
Satire statt Zustimmung
Ein Nutzer ließ es sich nicht nehmen, das Video satirisch zu bearbeiten. In seinem Beitrag erinnerte er an frühere Aussagen des Kanzlers, unter anderem zu Alkohol und Psychopharmaka sowie zu McDonald’s Burgern als warme Mahlzeit für arme Kinder. Dieses satirische Video fand ebenfalls Anklang im Netz und verstärkte die ablehnenden Reaktionen.
Fazit und Ausblick
Die grundsätzliche Kritik an Nehammers Wahlkampfvideo liegt darin, dass es sowohl inhaltlich als auch ästhetisch weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Der Versuch, staatsmännisch und besonnen aufzutreten, werde durch die plumpe Inszenierung und das Stock-Material torpediert, so der Tenor vieler Kommentare. Die Diskrepanz zwischen der vermittelten Botschaft und der als unpassend empfundenen Ästhetik wirkt für viele Bürger unglaubwürdig und hinterlässt einen schalen Beigeschmack.
Transkript vom Video
Wenn ein Sturm aufzieht, dann schau nicht auf die Äste, schau nicht auf die Zweige, sondern auf den Stamm. So hat mir das mein Großvater beigebracht. Und so ist das im ganzen Leben. Privat, beruflich und auch in der Politik.
Wenn rundherum Chaos herrscht und alles geprägt ist von Unsicherheiten, von Sorgen und Ängsten. Wenn man den Eindruck gewinnt, dass die ganze Welt verrückt geworden ist, dann sollte man nicht auf die hören, die laut schreien und Öl ins Feuer gießen. Auf die sich mit dem Wind drehen oder die sich von einfachen Antworten leiten lassen.
Denn gerade in stürmischen Zeiten braucht es Besonnenheit, Weitsicht und Stabilität. Wir müssen miteinander reden und versuchen einander zu verstehen. Es braucht den Blick auf das, was uns zusammenhält. Wenn ein Sturm aufzieht, ist es wichtig, an den Wurzeln festzuhalten und auf die Wurzeln zu vertrauen. Sicherheit geben, redlich sein, weitermachen.
Diese Werte vertrete ich als Mensch und als Bundeskanzler für Österreich. Ich glaube daran, dass wir es gemeinsam sicher durch jeden Sturm schaffen, wenn wir zusammenhalten und einander vertrauen.
Ich glaube an die Stärke und die Schaffenskraft der Menschen in unserem Land. Ich glaube an unser Österreich.
Quellen
Karl Nehammer auf X