Ein geleaktes Dokument des österreichischen Außenministeriums gibt einen Einblick in den Menschenhandel und illegale Schleppung in Griechenland. Moria verschärft die derzeitige Lage. Nun steigt die Bereitschaft unter Asylsuchenden, das Land Richtung Mitteleuropa zu verlassen. Grüne Abgeordnete Ewa Ernst-Dziedzic vor Ort.
Grauenhafte und ausweglose Situation in Moria
Die griechische Regierung beschuldigt Migranten, den Brand im Flüchtlingslager Moria gelegt zu haben: „Das Feuer wurde von Menschen gelegt, die Asyl beantragt haben – als Reaktion auf die wegen des Coronavirus verhängte Quarantäne in Moria“, erklärte der Sprecher der konservativen Regierung, Stelios Petsas. Auf der griechischen Insel Lesbos ist die Situation dramatisch. Tausende Flüchtlinge sind obdachlos. Besonders hart betroffen sind Kinder:
Botschaft warnt vor Einreise mit Passfälschungen
In den vergangenen Wochen versuchen Migranten immer öfter, mit gefälschten Reisedokumenten aus Griechenland in andere europäische Länder zu reisen, vor allem nach Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, Italien und Niederlande. Dies belegt nun ein geleaktes Dokumente aus der österreichischen Botschaft in Griechenland.
So heißt es in dem Schreiben von der österreichischen Botschafterin in Griechenland: „In letzter Zeit ist ein Anstieg von Ausreiseversuchen mit gefälschten oder gestohlenen Reisedokumenten auf den Regionalflughäfen zu verzeichnen. Die Polizei teilte mit, dass ein Reisedokument am Schwarzmarkt € 3.000.- kostet. Alleine in den letzten Tagen haben die Menschenschmuggler damit € 700.000.- verdient.“
Zwar sind genannten Regionalflughäfen nicht in unmittelbarer Nähe zu Moria, jedoch sind die organisierten Schlepperbanden nun höchst aktiv. Athen fürchtet zum einen, die Migranten von den Inseln ins Festland zu holen, da es die Mobilitätsbereitschaft steigern würde. Andererseits fürchtet man, dass eine neue Migrantenwelle aus der Türkei sich auf den Weg nach Griechenland machen würde.
Grüne Abgeordnete Ernst-Dziedzic in Moria
Die stellvertretende grüne Klubobfrau, Ewa Ernst-Dziedzic, verschafft sich gerade persönlich einen Überblick der Lage vor Ort. Ihr Fazit: „Die Situation ist sehr explosiv“.
Ausnahmezustand auf Lesbos
Um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, hat die griechische Zivilschutzbehörde diese Woche den Ausnahmezustand über die Insel Lesbos verhängt. Bereits letzte Woche hatten Hilfsorganisationen vor Unruhen gewarnt, nachdem Moria nach Bekanntwerden des ersten positiven Corona-Falles unter Quarantäne gestellt wurde.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zeigte sich „tief traurig“ und erklärte via Twitter: „Wir stehen mit den Mitgliedstaaten bereit, zu helfen“. Aus der Sicht der grünen Abgeordneten Ernst-Dziedzic ist auf Lesbos wenig von der Hilfe zu sehen.