Über die Schattenseite des Mieterbeirats im Wohnpark Alt-Erlaa
Der Wohnpark Alt-Erlaa ist der Inbegriff von politischen Intrigen, gezielter Inseratenpolitik für wohlwollende Berichterstattung sowie der Beleg politischer Einflussnahme einer Mietervertretung auf die Bezirkspolitik. Dieses Netzwerk wird übersät von unzähligen Interessenkonflikten, der mittlerweile zum Alltag der Bewohner zählt. Die Aufzählung ließe sich beim Prestigeprojekt Wohnpark Alt-Erlaa, ein gemeinnütziger Bauträger im Besitz der Stadt Wien, beliebig fortsetzen. Die Redaktion erhielt brisante E-Mails sowie vertrauliche Sitzungsprotokolle vom Mieterbeirat. Das Material gewährt einen düsteren Einblick in das Selbstverständnis der Mieterbeiräte und Bezirkspolitiker in Liesing.
Insider packen aus
Erstmals werden Insiderinformationen vom Mieterbeirat, dem kollegialen Mitbestimmungsorgan der Bewohner des Wohnparks Alt-Erlaa, der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Interne E-Mails über das Selbstverständnis von Datenschutz, verhöhnende Anmerkungen des Mieterbeirats über Beschwerden von Bewohnern und „interne“ Protokolle, die der „Geheimhaltung“ unterliegen.
Die E-Mails belegen eine fehlende Transparenzkultur, ein mangelndes Demokratieverständnis, intransparente Argumentationen gegenüber der Bezirkspolitik und erwecken den Eindruck, dass es nur eine Prämisse des Mieterbeirats gäbe: Absicherung der eigenen Position zur Wiederwahl im kommenden Jahr.
Eine gezielte Zurückhaltung von Informationen und die Unterdrückung dieser in einem Ausschuss des 23. Bezirks kann Fass ohne Boden mit Hilfe eines „Factsheets“ belegen. Die Missachtung der Vertraulichkeit von Grünen Bezirkspolitikern in Liesing bildet lediglich die Spitze des Eisbergs.
Zu den E-Mails und Protokolle vom Mieterbeirat.
„Wir sind Alt-Erlaa“
Ausgangsbasis für die Seilschaften, Intrigen und Strippenzieher im 23. Bezirk stellt der Mieterbeirat (MBR) der „Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft Wohnpark Alt–Erlaa“ (AEAG) dar. Dieser wurde 2014 von den Bewohnern der stadtbekannten Wohnblöcke gewählt. Bei der Wahl gebrauchten nur 1.201 Menschen von ihrem Stimmrecht, dem gegenüber stehen mehr als 9.000 Bewohner. Die Anlage beherbergt 3181 Wohnungen (Auszählungsergebnis).
An der Spitze des MBR steht Karin Sluzina vor. Bei der vergangenen Wahl erhielt sie nur die zweitmeisten Stimmen. Dies reichte aber aus, um dennoch Obfrau zu werden.
Die wesentliche Aufgabe des MBR ist die Mietervertretung im Wohnpark Alt-Erlaa. Genauer gesagt, der MBR vertritt die Mieter und Bewohner in sämtlichen wirtschaftlichen und kulturellen Interessen gegenüber der AEAG und sonstigen Dritten.
Der Mieterbeirat 2014 – 2017
(Mieterbeiräte: sämtliche Fotos – http://mbr.alterlaa.net/dasteam2015)
Mieterbeirat: Antrag auf Schließung einer Hundezone
Anhand einer Hundezonen-Debatte in der Wohnparkstraße lässt sich eindrucksvoll die Willkür und vermeintliche Mietervertretung des Mieterbeirats belegen.
Hundezone auf Google Maps
Ein Schreiben vom 23. November 2015 erging an den Bezirksvorsteher von Liesing, Gerald Bischof (SPÖ), mit der Aufforderung, eine Hundezone im Osten des Wohnareals zu schließen. Wesentlich erscheint die Begründung des Schreibens im Wortlaut:
„Die Bewohner der Wohnhausanlage in Alterlaa beschweren sich vermehrt über die Lärm- und Geruchsbelästigung durch die Hundezone vor dem A-Block Ost. […] Nun wurde von vielen Bewohnern bei den monatlichen Sprechstunden und in vielen Einzelgesprächen (auch von Hundebesitzern) eine Schließung oder eine Verlegung der Hundezone gefordert. Der Mieterbeirat hat sich nach vielen Diskussionen mehrheitlich entschlossen, diesen Wunsch aufgrund von Beschwerden der Anrainer nachzukommen und die Schließung im Bezirk zu beantragen.“
Sowohl der Bezirksvorsteher, als auch Mieter und Bezirksräte jeglichen Couleurs, konfrontierten den Mieterbeirat mit der Frage, wie viele Menschen überhaupt sich in den letzten Jahren über die Hundezone beschwert haben. Eine konkrete Zahl wurde weder mitgeteilt, noch in einer Stellungnahme veröffentlicht. Auf Nachfrage der Redaktion im Büro der Bezirksvorstehung, stellte Ing. Wolfgang Ermischer fest, dass die genaue Anzahl an Beschwerden des Mieterbeirats nicht bekannt war.
Dies ist verwunderlich, weil…
Mieterbeirat: Protokoll sämtlicher Beschwerden
In einem sogenannten „Tracking Sheet“ werden sämtliche Meldungen und Beschwerden von Bewohnern namentlich erfasst und sogar mit dem „Inhalt der Meldung“ versehen. Abgesehen davon, dass eine konkrete Ansprechperson zur Lösung des Problems genannt wird, beobachtet der MBR die Entwicklung jeder Beschwerde und kennzeichnet diese, ob der Fall „erledigt“ oder „offen“ sei.
Dem Factsheet ist zu entnehmen, dass nur drei Meldungen in den letzten drei Kalenderjahren beim Mieterbeirat eingegangen sind, die die Hundezone in der Wohnparkstraße betreffen. Die Anzahl der Beschwerden macht nicht einmal ein Prozent von den 333 Meldungen und Beschwerden aus, die im Zeitraum von 15.03.14 – 17.09.16 schriftlich festgehalten wurden.
Es steht daher der Verdacht im Raum, dass der Mieterbeirat die genaue Anzahl der Beschwerden nicht veröffentlichen wollte, da schlichtweg sehr wenige Beschwerden protokolliert worden sind:
[download id=”838″]
Legende für das Factsheet:
- Download Tracking Sheet (nachstehende Datei wurde anonymisiert, das Original liegt im Original der Redaktion vor)
- Rot-markiert = Beschwerde von Bewohnern aufgrund der Hundezone Ost
- Grün-markiert = Betreffen thematisch Hunde
Mieterbeirat propagiert Erfolg
So verlautbarte der Mieterbeirat bereits im März 2016, sprich wenige Monate nach der Bitte zur „positiven Erledigung“, einen Erfolg als Mieterbeirat und die Verlegung der Hundezone (http://mbr.alterlaa.net/Aushang2Maerz2016):
„Verlegung der Hundezone
Nach jahrelangen Beschwerden von Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern wird die derzeit bestehende Hundezone von A-Ost im ersten Halbjahr diesen Jahres auf einen neuen Standort am nördlichen Liesingufer verlegt.
Der neue Standort:
ist für die Bewohner aller drei Blöcke gleichermaßen gut zu erreichen
hat keinen Autoverkehr/Fußgängerweg im direkten Nahebereich
hat keine direkt angrenzenden Wohnhäuser
ist von drei Seiten durch Baumwuchs geschützt und beschattet“
Dass dies nicht der Wahrheit entspricht, sei an dieser Stelle kritisch angemerkt. Zu diesem Zeitpunkt hat es keinen Beschluss auf Bezirksebene gegeben.
Der weitere Verlauf belegt, wie es zu Mehrausgaben von 21.300 EUR im Bezirk kam und wie die Protagonisten im „House of Alterlaa“ handelten. Auf den Spuren von Frank Underwood…
„Bösewichter“ und WAZ Inserate
Neben dem Aushang auf der Webseite, bedient sich der Mieterbeirat einer Vielzahl an Kommunikationskanälen, beispielsweise eines Wohnpark Fernsehsenders oder einer Zeitschrift, der Wohnpark Alterlaa Zeitung (WAZ). Die WAZ dient als Sprachrohr für Bezirksräte und Mieterbeiräte. Das Selbstverständnis des Mieterbeirats wiederum gegenüber der WAZ und der Inseratepolitik, zeigt eindrucksvoll das nachfolgende E-Mail:
So fragt der Mieterbeirat Alois (Luis) Blenke in der vorhergehenden E-Mail direkt die Mieterbeiräte:
“Schalten wir zu wenig Inserate? (ironisch). Hans?“
Dem ironischen Kommentar musste die Redaktion selbstverständlich nachgehen. Nach den Gesprächen mit Bewohnern des Wohnparks zeichnete sich ein sehr düsteres Bild ab, dass vor allem geprägt von Angst und Unsicherheit war.
Anonyme Leserbriefe, Social Media Sniffing und Gegenprotest
Im Jahr 1985 fertiggebaut, gilt die Wohnhausanlage bis heute als Vorzeigeprojekt für den sozialen Zusammenhalt in Wien. Doch der Schein trügt.
Bewohner des Wohnparks wollten sich gegenüber Fass ohne Boden auf gar keinen Fall öffentlich Kritik gegenüber dem MBR äußern, da die Einwohner Sanktionen und Mobbing fürchten. Diese Sorgen sind nicht nur bedenklich, sondern auch berechtigt. Die Gepflogenheiten des Mieterbeirats übertreffen jede Vorstellungskraft.
Wie der E-Mail zu entnehmen ist, betreibt der Mieterbeirat Hans Förster, akribische Recherchen für den MBR. In dem Schreiben vom Dienstag, dem 17. Mai, ist zu entnehmen, wie die Identität einer anonymen Leserbriefverfasserin in der Wohnbauzeitung Alterlaa offengelegt wird. Mit chirurgischer Präzision offenbart Förster den Namen, die genaue Wohnadresse im Wohnpark und zwei Bilder der Bewohnerin dem Mieterbeirat.
Die folgenden Wochen ließen aber die Gemüter der Bewohner hochgehen und kam verstärkt zu kritischen Auseinandersetzungen mit der Hundezone, die vor allem in einer Facebook Gruppe ausgetragen wurde. Eine Gegenbewegung formierte sich, die sich für den Erhalt der Hundezone aussprechen wollte. Die Liste umfasst am Ende einer Sammelaktion 186 Unterschriften, die von einem Mieterbeirat sehr detailliert analysiert wurde.
So schreibt der Mieterbeirat Stephan Palecek den Vertretern der Grünen in Liesing:
„Unterschrieben haben auch Leute ohne Hund und gleichzeitig A-Ost-Mieter die weit außerhalb der Hörweite der Hundezone wohnen. Die meisten der Unterzeichner wohnen ganz woanders und gehen unwahrscheinlich in diese Hundezone. Also sind die keine Betroffenen. Der Ersatzplatz ist sogar für die Bewohner aller drei Blöcke besser zu erreichen.“
In der Mieterbeiratssitzung vom Mai 2016 wird das Anliegen von den 186 Personen, die sich gegen eine Verlegung der Hundezone mit Hilfe einer Unterschriftenliste ausgesprochen haben, wie folgt protokolliert:
„Hundezone ist Bezirksthema und Pimpifaxthema“
Wie sehr hier auf die Interessen der Mieter eingegangen wird, ist mehr als für sich sprechend. Im selben Protokoll wird mit Gewissheit festgehalten, dass es sich beim Schreiben in der WAZ um einen anonymen Leserbrief gehandelt hat. Im Sitzungsprotokoll des MBR wird festgehalten:
Die Sorgen der Bewohner sind daher mehr als nur nachvollziehbar. Der soziale Druck, der auf die Einwohner und Mieter ausgeübt werden muss, scheint enorm zu sein. Bashing und Denunzierung gehören offenbar zum rauen Alltagston. Formulierungen wie „Stimmvolk“, sprich die potentiellen Wähler des Mieterbeirats, können ebenfalls den Korrespondenzen entnommen werden. Die Frage, „Schalten wir zu wenig Inserate?“ darf nicht unbeantwortet bleiben.
WAZ Inserate
Der Porter Press Verlag, so der Verlagsname der WAZ, hat seinen Redaktionssitz und Verwaltung in der Heiligenstädter Lände 29/2.0G, 1190 Wien, in den Räumlichkeiten eines Consultings Unternehmens. Eine Ausgabe kostet 2,20 Euro, das Jahresabonnement 15,40 Euro, die Auflage beträgt 5500 Stück. Produktion und Druck erfolgt bei Donau Forum Druck mit Sitz in Liesing.
Um die Kosten und den Aufwand für die Inserate abzuschätzen, hat die Redaktion ein Angebot der Druckerei eingeholt, um das potentielle Geschäft der Meinungsmacherei in der WAZ und im Wohnpark nachvollziehbar zu machen.
Auszüge aus dem Angebot:
- Drahtgeheftete Broschüren Zeitschrift, geschlossen Format: 21 cm x 29,7 cm Format offen: 42 cm x 29,7 cm
- Umfang: 20 Seiten
- Druck: Kern 4/4-farbig Euroskala/Euroskala
- Papier: Kern Magno Volume 80 g/m²
- Verarbeitung: Rückendrahtheftung mit 2 Klammern, 3-seitig beschneiden, handlich verpacken
- Preis: 5.000 Stück = 1.400,00 EUR
Dem gegenüber stehen die Inseratenpreise und ein Belegexemplar, um die publizistische Tiefe der WAZ zu erfassen: [download id=”788″]
- 1/8 Seite 996 EUR
- 1/4 Seite 1.156 EUR
- 1/2 Seite 1.374 EUR
- 1/1 Seite 1.956 EUR
Das Geschäft mit Inseraten scheint lukrativ zu sein, zumindest dürfte keine Ausgabe ein Minusgeschäft machen. Ein wertvoller Kunde der WAZ ist definitiv die Stadt Wien und die politischen Parteien aus Liesing selbst. Anbei der Inseratespiegel der Ausgabe 1/2016:
- S. 5: ½ Seite Internationaler Frauentag (mit SPÖ Alterlaa Beteiligung)
- S. 7: ½ Seite SPÖ Wien
- S. 11: 1/1 Seite der Stadt Wien
- S. 12: 1/4 Seite Videoclub Alterlaa und 2x 1//8 Seite von KMUs
- S. 15: 1/4 Seite Foto-Video-Club Alter Erlaa und ¼ Seite Grüne Liesing
- S. 16: 1/1 Seite Wiener Wohnen
Alleine die Stadt Wien und Wiener Wohnen machen bereits knappe 4000 Euro aus, die die Produktion und die Zustellung finanziell decken. Die Verteilung innerhalb des Wohnparks Alt-Erlaa erfolgt laut Alexander W. Träger, dem Chefredakteur der Zeitung, mit Hilfe einer Reinigungsfirma im Wohnpark. Selbstverständlich hat die Redaktion auch diese befragt, da es leicht skurril klingen mag, wenn die Zustellung mit Hilfe einer Reinigungsfirma erfolgt.
Reinigungsfirma bringt allen was
REKA, die besagte Reinigungsfirma, wurde telefonisch konfrontiert und lieferte weiteren Einblick in die Gewohnheiten der Wohnparkanlage. Die Verteilung stelle laut der Reinigungsfirma REKA generell kein Problem dar, solange es eine Zustimmung von der Hausverwaltung gäbe.
Anton Herlt, vom technischen Dienst Alt-Erlaa, erörterte der Redaktion die Vorgangsweise, wie man mit den Verteilgewohnheiten in Alt-Erlaa aussehen:
„Wir haben Unmengen an Zeitungsverteiler. […] Ihr könnt ja nirgends eine, ihr braucht einen Chip, damit ihr bei der Haustüre in den Postraum rein könnt. Wichtig ist natürlich, dass wir wissen, was da reingeworfen wird. Nicht, dass da ein Ding drinnen ist, das gegen unser System ist. Da müssen wir aufpassen. […] Da gibt es eine Betriebsleitung in Alt-Erlaa, der schaut sich das dann auch an, und dann hätten wir das.“
Fass ohne Boden stellte während des Telefonats diese Folgefrage: „Und was meinen Sie mit gegen das System?“ Anton Herlt holt abermals aus:
„Wenn da eine Zeitung rauskommt, die den Wohnpark schlecht macht, na des wollen wir nicht.“
Mit anderen Worten werden kritische Zeitschriften von Seiten der Wohnparkverwaltung in Alterlaa nicht gewünscht, geschweige geduldet.
Die Reinigungsfirma Reka Glas besitzt laut Firmen A-Z der WKO zwar mehrere Gewerbescheine, wie zum Beispiel Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung, Kehr-, Wasch- und Räumdienste. Das Unternehmen bietet auch Dienstleistungen im Berufsdetektiv- und Bewachungsgewerbe an, jedoch offeriert das Unternehmen nicht die Distribution von Zeitungen bzw. Zeitschriften auf der Firmenwebseite.
Grüne Liesing: Anonymität und Weitergabe von Daten
Persönliche Daten und Anonymität haben im Mieterbeirat keine Bedeutung. Dasselbe gilt aber auch für Bezirksvertreter der Liesinger Grünen, wenn es um Abstimmungsprozesse und um die Meinungsbildung geht. Ein Bewohner, der in einer E-Mail eine Bitte äußert, anonym zu bleiben, verwendet folgenden Disclaimer:
„Diese Nachricht und allfällige mitgesandte Dokumente sind vertraulich und nur für den/die Adressaten bestimmt. Sollten Sie nicht der beabsichtigte Adressat sein, ist jede Offenlegung, Weiterleitung oder sonstige Verwendung dieser Information nicht gestattet. In diesem Fall wird gebeten, den Absender zu verständigen und diese Mail zu vernichten. Für Übermittlungsfehler oder sonstige Irrtümer bei Übermittlung besteht keine Haftung.“
So schließt am Ende des Briefes der Verfasser mit einer zweiten Bitte, wie wichtig ihm die Bedeutung der Geheimhaltung sei:
„Und, verzeihen sie mir die nochmalige Erwähnung, keinerlei persönliche Daten weiterzugeben.“
Die Bitte auf Geheimhaltung der anonymen Quelle wird offensichtlich mit Füßen getreten und bewusst missachtet. Dass das Schreiben ohne Bearbeitung und Anonymisierung, an den Klub der Grünen weitergeleitet wurde, belegt diese E-Mail.
Der mittlerweile ausgeschiedene Grüne Klubobmann Tarik Darwish aus Liesing reicht das Schreiben an seine Klubkollegen weiter. Micky Klemsch, Bezirksrat der Grünen Liesing, antworte zwar prompt auf das Schreiben, äußerte sich, wie alle anderen in dem Verlauf des Schreibens, kein einziges Mal zum Datenschutz und zum Disclaimer.
Nach einer internen Abstimmung antwortete die Maria Laubreiter (Grüne) dem Mieterbeirat Stephan Palecek, der voller Gehorsam das Schreiben an den restlichen Mieterbeirat weitergeleitet hat, samt Namen des anonymen Verfassers und den gesamten Verlauf. Das Abstimmungsverhalten sehe laut Grünen wie folgt im Detail aus:
„Hallo Stephan,
danke für die Infos. Micky und ich sind am Mi/25.5. beim Umweltausschuss.
Wir folgen den Empfehlungen des MBR weil wir diesen als relevante Repräsentanz sehen. Wir befürworten auch den Vorschlag von Bischof für die Nachtsperre und sind dafür, künftig 2 Hundezonen zu haben – der Bedarf wird schliesslich nicht weniger und damit sollte auch er Druck sinken.
LG, Maria“
Viele offene Fragen
Eine Vielzahl an Fragen stehen im Raum, um den gesamten Hergang der Hundezone und die damit entstandenen Kosten von 21.300 Euro für den Steuerzahler nachvollziehbar zu begründen. Fakt ist, dass Mehraufwendungen entstanden sind, jedoch als Kompromisslösung.
Die Kosten im Detail: Für einen Sichtschutz aus Kunststoff wurden für die bestehende Hundezone in der Wohnparkstraße 4.300 EUR für Material und Montage budgetiert.
Für die Errichtung der zusätzlichen neuen Hundezone in der Parkanlage Auer-Welsbach-Straße sind Kosten in der Höhe von € 17.000,- (ohne öffentliche Beleuchtung) erforderlich.
Es mag merkwürdig klingen, aber von Seiten der 186 Personen, die gegen eine Verlegung der Hundezone waren, wurde keine einzige Person in den Umweltausschuss eingeladen.
Sämtliche politische Fraktionen fassten einstimmig den Beschluss, dass eine weitere Hundezone errichtet werden soll, um die im Osten von Wohnpark Alt-Erlaa zu entlasten.
Logischer erscheint daher die These von Einzelinteressen, die nach außen als Mieterbeirat gegenüber der Bezirksvertretung auftraten, selbstverständlich zu Ungunsten der Mieter. Positiv kann lediglich hervorgehoben werden, dass der Mieterbeirat sich nicht durchsetzen konnte. Dass Informationen gegenüber der Politik zurückgehalten wurden, lässt sich mit Hilfe des Factsheets einwandfrei belegen, da nur drei Beschwerden in drei Kalenderjahren eingetragen wurden.
Die Mieterbeiräte Karin Sluzina, Jürgen Glaser und Hans Förster standen im Übrigen für ein Telefoninterview nicht zur Verfügung. Des Weiteren wurden die schriftlichen Fragen von Hans Förster ebenfalls nicht beantwortet. Alois Blenke wiederum bekräftigte mehrmals im Telefongespräch, dass er sich nicht erinnern könne, wie viele schriftliche Beschwerden es bezüglich der Hundezonen gegeben hat. Selbst auf Frage, ob Alois Blenke das Tracking Sheet für den Mieterbeirat führe, entgegnete er Redaktion lediglich, dass er keinen Überblick über die Hundezone habe. Nachdem von Seiten der Redaktion auch die E-Mail wortwörtlich vorgelesen wurde, war Alois Blenke nicht bereit, eine Stellungnahme abzugeben. Am Ende des Interviews stellte der Mieterbeirat lediglich fest, dass man das Leck schließen müsse.
Bleibt zu hoffen, dass sich im kommenden Jahr neue Bewohner für eine Kandidatur für den Mieterbeirat aufstellen lassen möchte. Es wäre mehr denn je notwendig, eine objektive und interessengeleitete Mietervertretung zu formieren, um tatsächlich die Interessen von mehr als 9.000 Menschen zu vertreten und nicht einen Abklatsch von Frank Underwood darzustellen.
Dem bestehenden Mieterbeirat steht von Seiten der Bewohner im Wohnpark Alt-Erlaa wohl ein eiskalter Winter bevor…
Hintergrundinformationen
Bestimmungen des Mieterbeirats
Der Mieterbeirat (MBR)
- ist das kollegiale Mitbestimmungsorgan der Bewohner des Wohnparks Alt-Erlaa
- besteht aus 11 in freier und geheimer Wahl durch die Bewohner bestimmten, unabhängigen und weisungsfreien Mitgliedern. Der Kultur- und Sportverband Alt-Erlaa (KAE) und die Kaufleute des Kaufparks Alt-Erlaa entsenden je ein weiteres nicht stimmberechtigtes Mitglied in den Mieterbeirat.
- vertritt die Mieter und Bewohner der Objekte A, B und C, Anton-Baumgartnerstraße 44, 1230 Wien in sämtlichen den Wohnpark betreffenden wirtschaftlichen und kulturellen Interessen gegenüber der AEAG (Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft Wohnpark Alt-Erlaa) und sonstigen Dritten.
- ist im Aufsichtsrat der AEAG mit drei Mitgliedern vertreten
- übt seine Tätigkeit ehrenamtlich auf Grund des vom Aufsichtsrat der AEAG am 29. 8. 2013 genehmigten Statuts aus“ (Rechtliche Grundlagen)
„Der Mieterbeirat ist nicht
- die Hausverwaltung, die Hausbetreuung
- das Sprachrohr der AEAG
- der Sicherheitsdienst, die Polizei etc.
- der “Betriebsrat” der Mieter, der sich um Einzelprobleme kümmert
- jederzeit erreichbar.“
Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft Wohnpark Alt-Erlaa
Vorstand
Prokurist
Aufsichtsrat
- Christian Heinisch
- Doris Rechberg-Missbichler
- Friederike Harmuth (Mieterbeirat)
- Helene Miksits
- Helene Muhr
- Julius Ehrlich (Mieterbeirat)
- Karin Sluzina (Mieterbeirat)
- Kurt Peter Chylik
- Leopold Reinold
- Roland Archam
- Sigrid Oblak
- Wolfgang Müller
- Erwin Miggl
Wahlkampfvideo von Karin Sluzina
https://www.youtube.com/watch?v=8fzG49BNF-o
Weitere Quellen
Über den Mieterbeirat auf http://mbr.alterlaa.net/dasteam2015
Wohnpark Alt Erlaa = Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft Wohnpark Alt–Erlaa https://correctiv.org/recherchen/stories/netzwerke/filzdecke-wien/unternehmen/gemeinnutzige-wohnungsaktiengesellschaft-wohnpark-alterlaa/
GESIBA Gemeinnützige Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft
Foto von Alt Erlaa: Wikipedia – Thomas Ledl