Die “Fass ohne Boden”-Enthüllung zu Florian Krumpöck und dem Kultur.Sommer.Semmering. hat eine erste Resonanz bei einer Vielzahl an kritischen Lesern ausgelöst. Da wir der Gesellschaft verpflichtet sind, werden wir weiterbohren. Und ja, wir sind bereits fündig geworden.
In der Zwischenzeit war die Redaktion zur Recherche am Semmering und hat die Gemeinderatsprotokolle von 2005 bis 2021 ausgehoben, 75 an der Zahl. An dieser Stelle bedanken wir uns bei der Gemeinde für die proaktive Unterstützung unserer Transparenzinitiative. Erstaunlich ist nicht nur die Dominanz der örtlichen Raiffeisenbank, die eine besondere Aufmerksamkeit von uns verlangen wird. Unser Fokus liegt auch auf den Prozessen und Abläufen, die sich “zwischen den Zeilen” ereignet haben. Dank einer Vielzahl an Leserbriefen hat die Redaktion mehrere heiße Spuren aufnehmen können. Wer uns über zusätzliche Missstände und Ungereimtheiten am Semmering informieren möchte, kann dies gerne tun: redaktion@fass-ohne-boden.at
Am kommenden Samstag, dem 14. Mai 2022, veröffentlicht Fass ohne Boden weitere Enthüllungen über den Semmering und das niederösterreichische Kulturförderwesen. 72 geförderte Vereine aus dem Kulturbericht des Landes Niederösterreich waren Gegenstand unserer Betrachtung. Hier werden wir der Frage nachgehen, wie dicht das ÖVP-Netzwerk tatsächlich ist. Aber auch dem ÖVP-Bürgermeister Ing. Hermann Doppelreiter werden wir besondere Aufmerksamkeit schenken.
In der Zwischenzeit wünschen wir viel Lesevergnügen mit dem Artikel von “Das Wien“. Der nachfolgende Artikel erschien dort erstmals in der Printausgabe 12/2022.
Steuergeld-Abwanderung Fürstentum Liechtenstein?
Es rumort wieder ordentlich im niederösterreichischen Kulturgeschehen. Nachdem sich die Betreiber der Reichenauer Festspiele nach heftiger Kritik des Rechnungshofes zurückziehen mussten, scheint es den nächsten Spielort an den Wiener Hausbergen zu treffen. Schauplatz der Posse um Steuergeld: Der Semmering. Hauptdarsteller: Präsident des Kulturvereins. Nebendarsteller: der Steuerzahler. Orte der Handlung: der Semmering, Lichtenstein. Wie so oft in letzter Zeit: Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
Wohin sind mindestens 335.000 Euro geflossen? Gleich zwei online-Rechercheplattformen berichteten kürzlich über offensichtlich „fragwürdige Vorgänge“ rund den „Kulturverein Semmering“ und seinen schillernden Präsidenten. Florian Krumpöck ist nicht nur Pianist, Dirigent, Intendant, sondern auch Unternehmer und Präsident von gleich drei Kulturbetrieben am Semmering. Laut „Fass ohne Boden“ flossen bereits an die 335.000 Euro Subventionen, also Steuergeld, in den Kulturverein am Semmering. Die Jahre 2021, 22 nicht mitgerechnet. Diese Tatsache wäre an sich noch nichts Besonderes. Allerdings besitzt Krumpöck, laut dem Bericht, mit seiner Firma, die den Sitz in Liechtenstein hat, das Vorkaufsrecht auf das Unternehmen „Kultur. Sommer.Semmering“. An welchen dieser Vereine und ob das Steuergeld nach Liechtenstein floss und was damit wirklich passierte, ließ sich bis jetzt, wie die Rechercheplattform „Unzensuriert“ berichtete, nicht herausfinden.
ÖVP-Bürgermeister möchte jetzt „Fragen stellen“
Der Semmeringer ÖVP-Bürgermeister Hermann Doppelreiter ist Vorstandsmitglied im Kulturverein Semmering und in Erklärungsnot. Ihm werden beste Beziehungen zu Landeshauptfrau Mikl-Leitner nachgesagt. Und eines kann die niederösterreichische Volkspartei vor Wahlen nicht brauchen – noch einen Skandal. Deshalb gibt sich der schwarze Frontmann am Hausberg ungewohnt kritisch. Er sei nicht erfreut, was er da gelesen habe und „werde Fragen stellen“. Es hätte, so Doppelreiter weiter zu dem Online-Medium, aufgrund von Corona schon lange keine Vorstandsitzung mehr gegeben. Im Frühsommer werde man das allerdings nachholen und mehr über die Connection Krumpöck-Liechtenstein in Erfahrung bringen. Wie eng verwoben die Gemeinde mit den Krumpöck-Vereinen ist, zeigt nicht nur, dass der Bürgermeister im Vorstand sitzt, sondern dass auch gleich die offizielle Mailadresse der Gemeinde für etwaige Kartenkäufe zur Verfügung gestellt wurde: tourismus@semmering.gv.at
Von Reichenau lernen Reichenau an der Rax, zeigt mit der Neuauflage der Festspiele, nun ohne fragwürdige Familienkonstruktionen im Hintergrund, wie Kulturveranstaltungen transparent abgehalten werden können. Es wurde von Gemeinde und NÖKU (NÖ Kulturwirtschaft GesmbH) die Theater Reichenau Betriebs GesmbH gegründet und mit der bekannten Regisseurin und Schauspielerin Maria Happel ein unumstrittener Profi in die Sommerfrischegemeinde geholt. Wie sich der Semmering, oder in Niederösterreich viel wichtiger, Landeshauptfrau Mikl-Leitner, entscheiden werden, ist derzeit noch offen. Wir werden jedenfalls berichten.