Ein abstoßendes Sittenbild
Doch Kurz ist gescheitert. Über seinem steilen Aufstieg liegt ein Schatten, seit in den letzten Tagen bekannt geworden ist, wie zynisch er und sein enges Umfeld vorgingen. Die Flut an Chats, die die Staatsanwaltschaft derzeit auswertet, offenbaren mutmaßlich strafbares Handeln durch die Verwendung von Steuergeldern für manipulierte Umfragen und erkaufte Jubelberichte in einem Boulevardblatt. Sie zeigen aber vor allem auch ein abstoßendes Sittenbild einer Clique, die in ihrem unbedingtem Machtwillen sogar einen Feldzug gegen die eigene Partei führte.
Auch inhaltlich bleibt Kurz’ Vermächtnis enttäuschend. Als Außenminister war er durchaus erfolgreich. Doch einmal selbst an der Regierungsspitze, irrte er im Glauben, die FPÖ zähmen zu können. Die Koalition hielt nur anderthalb Jahre, war von Affären geprägt und führte die Republik mit «Ibiza» in die größte Krise seit Jahrzehnten. Viele ihrer Reformen waren Stückwerk oder gesetzgeberisch ungenügend, so dass das Verfassungsgericht sie aufhob.
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