Die sogenannte Islam-Landkarte ist wieder online. Damit kann auf islam-landkarte.at wieder eine Beschreibung der muslimischen Glaubenseinrichtungen abgerufen werden. Unter anderem wird angeführt, zum welchem Verein und zu welcher Gemeinschaft eine Moschee zählt. Darüber hinaus kann in Erfahrung gebracht werden, wann sie gegründet wurde, teilweise mit Links zu den Social-Media-Seiten der Einrichtung oder gar die Adresse. Die Islamische Glaubensgemeinschaft reagierte verärgert.
Die Seite war zuletzt knapp zwei Wochen nur eingeschränkt verfügbar. Sie war zwar nicht offline, die Suchfunktion aber außer Betrieb. Begründet wurde das von Projekt-Leiter Ednan Aslan von der Uni Wien mit dem Wechsel des IT-Betreibers.
In Schutz nahm das Projekt mit Vehemenz die ÖVP, allen voran die für den Kultusbereich zuständige Kanzleramtsministerin Susanne Raab, die sich gerade in die Babypause verabschiedet hat. Der Koalitionspartner, also die Grünen, hätte dagegen auf die Karte gut verzichten können.
Auf die Debatte aufgesprungen waren auch politische Aktivisten aus dem patriotischen Lager, die Warnschilder“ in der Nähe von islamischen Einrichtungen aufgestellt hatten. Diese trugen die Aufschrift „Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe.“ und verwiesen auf die Landkarte.
Islamische Glaubensgemeinschaft tobt
Entsprechend verärgert reagierte die Islamische Glaubensgemeinschaft. Präsident Ümit Vural meinte in einer Aussendung: „Die Herausgeber halten verbissen an einem Projekt fest, dessen Auswirkungen nicht nur zu erwarten gewesen, sondern mittlerweile täglich zu beobachten sind und setzen damit Gotteshäuser einer staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft und ihre AnhängerInnen wissentlich einer Gefahr aus.“ Die IGGÖ habe bereits Anfang Juni eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht und ihre Einrichtungen dabei unterstützt, von ihrem Recht auf Beschwerde bei der Datenschutzbehörde Gebrauch zu machen, um die Löschung ihrer Daten zu erwirken. Vural forderte einmal mehr die dauerhafte Deaktivierung der Webseite.
Ednan Aslan verteidigte das von ihm initiierte Projekt. In einer schriftlichen Stellungnahme wies er Vorwürfe zurück und nannte die Kritik „unsachlich“. Die Islamfeindlichkeit sei nicht durch die Islam-Landkarte entstanden, sie habe „ganz andere Hintergründe“. Und die Angriffe auf die Moscheen, „die ich aufs Schärfste zurückweise“, mit der Landkarte in Verbindung zu bringen, sei „ein Zeichen der Verantwortungslosigkeit“. Die Sichtbarkeit der Muslime könne kein Grund für die islamfeindliche Angriffe sein – und bei der Landkarte gehe es „einzig und alleine um Transparenz und Sichtbarkeit“. Denn Muslime und Musliminnen seien fester Bestandteil dieser Gesellschaft und hätten keinen Grund ihre Einrichtungen zu verstecken, meinte Aslan.
Er berichtete, es habe Einschüchterungsversuche durch Morddrohungen gegen ihn gegeben. Daran könne man sehen, dass es sich nicht um eine sachliche Debatte handle, sondern „um einen innerislamischen Kampf um die Deutungshoheit über die Muslimen in Österreich“.