„Das war viel Arbeit. Es war nicht einfach“, schildert Gert Schmidt, Herausgeber der Investigativplattform EU-Infothek.com, in einem Interview mit Fass ohne Boden. Seit mehr als einem Jahr recherchiert EU-Infothek nach der Fälscherwerkstatt, welche einen gefakten lettischen Pass für den „Lockvogel“ produziert hat. „Eine Spur führte uns nach Belgrad. Dort gab’s ein Treffen mit einem 42-jährigen Serben. Er hat die Fälschungen sofort zugegeben“, erörtert Schmidt gegenüber oe24 von der nicht ungefährlichen Operation im Umfeld der Balkan-Mafia.
Oligarchin hatte zwei gefälschte Pässe
Das Investigativteam von EU-Infothek haben den Dokumentenfälscher aus dem Ibiza-Netzwerk in Serbien ausgeforscht. Perfide: Nur so konnte falsche die Oligarchin mit ihrem Fake-Ausweis ihre Legende als „Alyona Makarov“ aufbauen. Beispielsweise legte der Wiener Rechtsanwalt eine Kopie des Ausweises Johann Gudenus bei einem Vorgespräch vor.
Die Frau war beim Ibiza-Video jener weibliche Vogel, die in der Finca am 23. Juli 2017 einen der zwei Lockvogel gespielt hat. Bei dem zweiten Lockvogel handelt es sich um J. H. alias “Alexander Surkov“,
Und sie hatte sich auch bei mehreren Vorgesprächen mit Ex-FPÖ-Klubobmann Gudenus sowie einer bekannten Immobilienmaklerin und einem Juristen in exklusiven Wiener City-Hotels getroffen, auch davon existieren Videos.
Bis zu 600 Euro für Ausweisfälschungen
Der Fälscher wollte für jedes Dokument etwa 300,- bis 600,- Euro. Der Meisterfälscher und sein Team arbeiten mit modernsten IT-Programmen. Bei ihrem Treffen präsentierte der Fälscher seine Applikationen sehr stolz dem Rechercheteam von EU-Infothek. Mit einem Passfoto einer Person können die Dokumentenfälscher in Sekunden feststellen, ob die Person bei Behörden Daten und Informationen hinterlegt sind. “Ein „zauberhaftes“ Programm in „guten“ Händen”, wie Schmidt in seinem Bericht erörtert.
Ibiza-Netzwerk zerfällt
Erst letzte Woche wurde ein hartes Urteil in Salzburger in einem Drogenprozess rund um das Ibiza-Video gesprochen: Der 53-jährige Bosnier erhielt wegen Suchtgift- und Waffendelikten drei Jahren Haft, seine Komplizin wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt. Beide sitzen seit letztem Jahr November bereits ein.
Im Sommer verlor ein Immobilienmakler aus dem Ibiza-Netzwerk gegen FoB ein Medienverfahren in erster Instanz. Hintergrund war ein Video mit dem “modus operandi des Ibiza-Videos” in einem Sorgerechtsstreit. Aufgrund einer Falschaussage unter Wahrheitspflicht muss der Immobilienmakler sich in den kommenden Monaten erneut vor Gericht verantworten.
In den vergangenen Monaten wurden kaum neue Erkenntnisse aus dem Verschlussakt des Bundeskriminalamts den Rechtsanwälten der Beschuldigten übermittelt. Die Akteneinsicht wird derzeit sehr stark eingeschränkt. Dies hat kriminaltaktische Gründe.
Ein Anwalt erörtert der Redaktion in einem Hintergrundgespräch, dass die Fahnder der Soko-Tape sehr nah an den Ibiza-Tätern sein müssten. Hier und da ist von Observationen der Zielpersonen zu hören, jedoch will sich niemand auch nur im geringsten Teil hierzu äußern. Die aktuellen und kommenden Ermittlungsschritte betreffen bereits die Financiers des gesamten Polit-Krimis und die Aufenthaltsorte der Täter aus dem ibiza-Video.
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