Die langjährige Weggefährtin und Ex-Freundin des Ibiza-Detektivs, eine Dolmetscherin, wurde Anfang August 2020 durch die Soko-Tape einvernommen. Die 22-seitige Befragung strotzt nur so von Erinnerungslücken. Dennoch liefert die Zeugeneinvernahme einige Highlights für die Ibiza-Aufdecker.
Bussi Bussi mit dem Who is Who des Ibiza-Netzwerks
Die Dolmetscherin wurde regelrecht von der Soko-Tape gegrillt. Kein Wunder, schließlich fand im vergangenen Jahr eine Hausdurchsuchung in ihrer Wohnung und an ihrem Arbeitsplatz statt. (FoB berichtete: Ibiza-Netzwerk: Hausdurchsuchungen, Festnahmen und neue Hintergründe). In der selben Woche wollten die Kriminalbeamten die Ex des ibiza-Detektivs befragen, jedoch kam es nicht dazu. Die Dolmetscherin “musste” ihren Urlaub antreten. (Anmerkung: FoB berichtete bereits im November des vergangenen Jahres über die Hintergründe, siehe Ibiza-Hintermann: Kripo fand Kokain, abgesägte Schrotflinte und Cash)
So musste die ehemalige Dolmetscherin des Sicherheitsunternehmens “Gruppe Sicherheit” von Sascha Wandl unter Wahrheitspflicht zugeben, dass sie bei weitem mehr Personen aus dem Ibiza-Netzwerk und Firmengeflecht von Wandl kennt, als ihr lieb sei. Wandl ist übrigens der Mentor des Ibiza-Detektivs, Lehrmeister der Protagonisten aus dem Ibiza-Netzwerk und jene Person, die den Ibiza-Detektiv bei “Fellner live” identifiziert hat (aufgrund einer Enthüllung von EU-Infothek).
Ibiza-Detektiv: Gute Freunde seit 2009
Den Ibiza-Detektiv würde die Dolmetscherin seit 2009/2010 kennen. Ihr damaliger Ex-Freund, der sich mittlerweile in Spanien aufhält, hätte ihr Sascha Wandl vorgestellt. Nach eigenen Angaben sei sie 2012 aus dem Unternehmen von Wandl ausgestiegen. Als ihren Nachfolger im Unternehmen habe sie Wandl den Ibiza-Detektiv vorgeschlagen. Sowohl der Redaktion als auch den Ermittlern der Soko-Tape ist bekannt, dass die Dolmetscherin nie den Kontakt zum Ibiza-Netzwerk verloren hat, im Gegenteil.
Umso erstaunlicher daher die Frage nach dem letzten Kontakt zum Ibiza-Anwalt, den sie im vergangenen Sommer (2019) getroffen hatte. Zwar ging es nicht um jenes Ibiza-Video, dass Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus die politische Laufbahn bei der FPÖ gekostet hat, aber um die eigene Befindlichkeit nach der Veröffentlichung des Videos. Scheinbar war der öffentliche Druck für beide zu groß gewesen und man sucht daher Kollegen aus dem Netzwerk, um sich auszutauschen.
Roadtrip mit Ibiza-Detektiv und Tontechniker
Warum der Ausstieg 2012 eher seltsam erscheint, lässt sich mit dem gemeinsamen Roadtrip vom ibiza-Detektiven, dem legendären Tontechniker und der Dolmetscherin von München in die Schweiz belegen. Der Tontechniker (siehe auch Ibiza-Video: Kokain kratzt am Mythos der SZ-Enthüllung) war wiederum jener Statist, der bei einer zweiten Videofalle im Jahr 2018 mitgewirkt hat.
Worüber der Ibiza-Detektiv und der Tontechniker sich in Zürich, München oder gar während des Roadtrips unterhalten haben, an das kann sich die Dolmetscherin nicht mehr erinnern.
Viele Verknüpfungen zum Ibiza-Netzwerk
Ob ein Login mit einer anonymen Proton-E-Mail-Adresse, ein Bericht für den Ibiza-Detektiv, Übersetzungstätigkeiten oder gar die Kommunikation mit dem Chefredakteur eines Wiener Stadtmagazins, die Dolmetscherin ist mittendrin statt nur dabei. Zwar ist die Frau bei so ziemlich jedem Highlight involviert, jedoch erinnert sich die gute Dolmetscherin nicht mehr daran.
Darüber hinaus darf man der Frau vieles vorwerfen, aber auf gar keinen Fall Illoyalität. Selbst ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos, sprich November 2019, hat die Dolmetscherin die Buchung einer Unterkunft im Auftrag des Ibiza-Detektivs durchgeführt. Sprich die Ex des Ibiza-Detektivs hat an der Freundschaft loyal festgehalten.
Die Aufarbeitung des Ibiza-Videos bleibt spannend. Es wird wohl nicht die letzte Befragung der Dolmetscherin gewesen sein. Aber nicht umsonst sangen die Toten Hosen: “Auch wenn uns die ganze Welt verfolgt, wir kümmern uns nicht drum, denn wir sind Bonnie und Clyde.”