Mitten in Berlin, im Bezirk Charlottenburg, befindet sich der neue Firmensitz des Ibiza-Detektivs H. Dies geht aus der Bekanntmachung im Handelsregister mit 14. Jänner 2020 hervor. Die Sicherheitsfirma hatte zuvor ihre Adresse in München. Das Unternehmen ist auf die „Erbringung von Dienstleistungen für Konzernsicherheit, Sicherheitsberatung“ spezialisiert. Fass ohne Boden pflegt guten Kontakt zu investigativen Journalisten in Berlin und konnte sich vor Ort einen Überblick verschaffen. Für sämtliche Protagonisten gilt die Unschuldsvermutung.
“Willst du gelten, mach dich selten.”
Sprichwort
Der “Sicherheitsfachmann” erlangte durch die Ibiza-Affäre eine internationale Bedeutung. Doch statt “Fame zu farmen”, ist der männliche Lockvogel auf Tauchstation gegangen. Gegenüber österreichischen Behörden macht sich der Ibiza-Detektiv überhaupt rar. Verständlich, da eine Vielzahl an ehemaligen Mitstreitern mittlerweile von der Soko-Tape einvernommen wurden. Darüber hinaus gab es unzählige Hausdurchsuchungen in Wien, Salzburg und Linz. Nach den Razzien im November 2019 waren bzw. sind einige Personen aus dem Ibiza-Netzwerk in Untersuchungshaft. Aus Ermittlerkreisen ist zu vernehmen, dass ein österreichischer Haftbefehl gegen den Ibiza-Detektiv vorliegt.
Lokalaugenschein
Das schlichte Gebäude in guter Lage beherbergt mehr als 90 Firmen. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch einem sehr schnell bewusst, dass es sich bei der Adresse um ein Eldorado für Postkastenfirmen handelt. Laut einem deutschen Betreiber kann man ab einem niedrigen zweistelligen Betrag pro Monat eine Firmenadresse mieten. Der Preis beinhaltet einen Briefkasten, ein Firmenschild am Postkasten, eine tägliche Briefkastenleerung und eine wöchentliche Postweiterleitung. Die Kündigungsfrist beträgt nur ein Monat. Es ist keine Einrichtungsgebühr und keine Kaution notwendig. Mit anderen Worten: ein Schnäppchen.
Richterin möchte Ibiza-Detektiv laden
Die Gerichtsreportage von Sebastian Reinfeld (Semiosis) schildert Details der Gerichtsverhandlung gegen Fass ohne Boden (siehe auch Vor Gericht: Der „modus operandi“ des Ibiza-Videos). Beim zweiten Verhandlungstag, am vergangenen Dienstag, 19. Februar 2020, hat die Richterin bereits den Versuch unternommen, den Ibiza-Detektiven zu laden. Vergeblich: “Es gebe allerdings, so erläuterte die Richterin zu Beginn, in Österreich keine ladungsfähige Adresse dieses Mannes.”
Aviso März 2020
Für den dritten Verhandlungstag werden weitere Personen als Zeugen im laufenden Medienverfahren geladen. Gegen einzelne Protagonisten ermittelt die SOKO-Tape (= Soko-Ibiza). Darüber hinaus wird auch eine Zeugin geladen, die vom “modus operandi” betroffen ist, der bei der “Causa „Ibiza Video“ vorliegt.” Dabei handelt es sich um verdeckte Videoaufnahmen, die im Jahr 2018 aufgenommen wurden.
Die Verhandlung wird am 24. März 2020, Landesgericht Wien, Saal 306, um 9:30 Uhr fortgesetzt.
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