Dem ehemaligen Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer wurde gestern im Palais Niederösterreich die Große Viktor-Adler-Plakette überreicht. „Ich muss oft an den langen Atem denken, den du bewiesen hast. Den langen Atem, der sich dann auch mit dem Wahlerfolg 2006 ausgezahlt hat“, betonte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner in ihrer Rede. Darüber hinaus sei Gusenbauer „einer gewaltigen Welle an aggressiven und untergriffigen Attacken von Schwarz-Blau ausgesetzt“ gewesen und hätte auch „massiven Gegenwind der veröffentlichten Meinung“ erhalten. Die Parteivorsitzende machte deutlich, dass es erkennbare Parallelen zu heute gibt. Damals war der vermeintlich unbesiegbare Gegner Wolfgang Schüssel, „heute versucht man uns einzureden, dass Kurz nicht besiegbar sei“.
Bundespräsident a.D. Heinz Fischer erklärte in seiner Laudatio: „Auffällig war früh die internationale Ader Alfred Gusenbauers. Er war seit Jugendtagen ein innen- und außenpolitisch Interessierter – mit beachtlicher Durchsetzungsfähigkeit.“
Es sei Gusenbauer gewesen, der die Themen Arbeitslosigkeit, Pflege und Bildung zu seinen Themen gemacht hat. „Du hast dabei nicht nur Kritik geübt, du hast auch – und das bleibt mir immer in Erinnerung – dein Gesellschaftskonzept der solidarischen Hochleistungsgesellschaft immer wieder versucht deutlich zu machen und zu transportieren“, betonte Rendi-Wagner.
Schnabl: Ohne Vision keine Sozialdemokratie
SPÖ-Landesparteivorsitzender Schnabl erinnerte daran, dass Gusenbauers Arbeit mit bemerkenswerten Erfolgen bei den Wahlen 2002 und 2006 honoriert wurde – und die SPÖ 2006 auch stärkste Partei wurde. „Die niederösterreichische SPÖ ist stolz und dankbar für diese Leistungen Gusenbauers“, erklärte Schnabl und fuhr fort: „Ich darf hier Gusenbauer zitieren: Er sprach davon, die geistigen Tanks der Partei wieder aufzufüllen. Das ist ungebrochen wichtig. Und auch sein zweiter Leitsatz, Titel seiner Biographie: Die Wege entstehen im Gehen. Ich würde hinzufügen: Um loszugehen, brauchen wir eine Vision. Ohne Vision keine Sozialdemokratie.“
Fischer: Eine der freudvollsten Angelobungen meiner Amtsführung
Bundespräsident a.D. Fischer erinnerte sich in seiner Laudatio: „Dass der Bundespräsident des Jahres 2007 Heinz Fischer hieß, hat sehr viel mit Alfred Gusenbauer zu tun. Es war der 27. Oktober 2003, als ich mit Alfred Gusenbauer zu einer Konferenz gefahren bin, und er mich fragte, ob ich mir eine Kandidatur für das höchste Amt der Republik vorstellen könne.“ Fischer hob hervor: „Ich gestehe: Ihn dann 2007 als Bundeskanzler angeloben zu dürfen, das war eine der freudvollsten Angelobungen meiner Amtsführung.“
Gusenbauer: Glauben an die Sozialdemokratie nicht aufgeben
Der mit der Viktor-Adler-Plakette ausgezeichnete erinnerte sich: „Ich bin das erste Mal in diesem Saal gestanden, es war 1978, da hat mir der damalige Landeshauptmannstellvertreter den Preis für die beste Schülerzeitung Niederösterreichs überreicht. Es war unsere Schülerzeitung im Gymnasium Wieselburg.“ Besonders in Erinnerung geblieben sind Gusenbauer die Begegnungen mit Bruno Kreisky, der auch persönlich zu seiner Promotion in die Universität Wien kam. „Wir hatten – ich als Jugendfunktionär, er als Parteivorsitzender – auch immer wieder gepflegte inhaltliche Auseinandersetzungen.“ Er habe es aber erst später verstanden, bemerkte Gusenbauer mit einem Augenzwinkern, warum „es Parteivorsitzende nicht so gern haben, kritisiert zu werden.“