Ein Politskandal erschüttert Gerasdorf. Bürgermeister Alexander Vojta (SPÖ) steht massiv in der Kritik. Neue Fakten lassen den geordneten Rückzug des Bürgermeisters in einem anderem Licht erscheinen.
Die Tageszeitung „Heute“ (Joachim Lielacher) hat höchst spannende Fakten veröffentlicht (abrufbar unter SP-Ortschef bekam für Geister-Hotel 20.500 € Förderung).
Wie erst letzte Woche bekannt wurde, möchte Bürgermeister Vojta im kommenden Jahr sich in die Politpension verabschieden. Als Nachfolger wurde von den SPÖ-Gremien Gemeinderat Hans-Jürgen Peitzmeier einstimmig nominiert. Für die Zeit nach der Politik möchte er ein „streng geheimes Hotel“ betreiben. Und in der Tat, das Projekt wirft viele Fragen auf.
Corona-Förderung
Die Aufarbeitung der Corona-Förderungen könnte nun den Bürgermeister von Gerasdorf in Erklärungsnot bringen (es gilt die Unschuldsvermutung). Vojta startete Ende Mai 2020 eine ambitionierte Karriere als Einzelunternehmer. Vier Wochen nach dem ersten COVID-Lockdown beantragte Vojta einen Gewerbeschein für den Betrieb einer Pension.
„Als lokaler Patriot wählte er eine Immobilie in „Gerasdorf bei Wien“. Für sein Firmenimperium mit 67 Quadratmetern (Grundfläche) wählte der rote Bürgermeister, überraschenderweise und womöglich aus kosmopolitischen Ambitionen, das Haus seiner Lebensgefährtin in Kapellerfeld, obwohl er das tatsächliche Hotel in Wien führen soll.“
Und der Andrang auf die Herberge bzw. das Hotel muss wohl am Papier 2020 beeindruckend gewesen sein. Denn im Folgejahr, also 2021, staubte Vojta laut dem Transparenzportal des Finanzministeriums (siehe Bilderserie) eine Förderung von 20.506,67 Euro ab.
"Wer nicht wirbt, der stirbt"
Der Bürgermeister setzte bei der Vermarktung seiner Herberge rein auf seine lokale Bekanntheit. Er verzichtete daher auf ein Firmenprofil auf Google, Facebook oder Twitter. Aber auch auf Online-Portalen, wie Airbnb oder Booking, ist die Herberge nicht auffindbar.
Dies mag in der heutigen Zeit mehr als fragwürdig erscheinen.
Mysteriöses Post-It
Laut dem Grundbuch des Justizministeriums liegt das Haus und die Herberge laut Firmen A-Z der Wirtschaftskammer eben in der Katastralgemeinde Kapellerfeld. Seltsam erscheint jedoch ein Post-It beim Antrag des Bürgermeisters für seinen Gewerbeschein. Wie dem öffentlich zugänglichen Dokument zu entnehmen ist, bestand Alexander Vojta mit einen Post-it „Bitte so eintragen“ (siehe Bilderserie) darauf, den Ort mit „Gerasdorf bei Wien“ eintragen zu lassen. Somit hat sich der Bürgermeister von Gerasdorf selbst gegen die offizielle Bezeichnung ausgesprochen. Warum die Justizbeamtin diesem Wunsch gefolgt ist, ist unklar.
Stellungnahme Alexander Vojta
Alexander Vojta wurde vom niederösterreichischen Heute.at-Chefredakteur Lielacher) zu den Umständen seiner Förderungen und seiner Unternehmensgründung konfrontiert. „Warum ist das überhaupt interessant? Ich habe als Firmenzentrale mein Haus in Kapellerfeld gewählt.“
„Er habe im Haus in Kapellerfeld sein Büro und das Mini-Hotel betreibe er halt in Wien. Wo genau und welchen Namen das Hotel bzw. Etablissement trägt, wollte der SP-Ortschef nicht verraten.“ Vojta im Detail: „Ich habe mir etwas für die Zeit nach meiner Amtszeit, also für die Pension, geschaffen und aufgebaut. Die besagten Förderungen habe ich erhalten und dabei ist alles legal und korrekt gelaufen.“
Viele Fragen sind offen
Die Redaktion von Fass ohne Boden hat jedoch Zweifel an der Darstellung des Bürgermeisters. Daher wurden heute mehrere Presseanfragen gestellt, unter anderem an die Wirtschaftskammer Wien, aber auch an das Landesgericht Korneuburg.
Wir bleiben jedenfalls dran.