Der Chefredakteur der Wochenzeitung „Falter“, Florian Klenk, hat sich kürzlich von Twitter verabschiedet. Dies berichtet das investigative Medium „EU-Infothek“. Heute wurde bekannt, warum: Nur kurz zuvor hat eine Zeugin im Video-Krimi vor der Soko-Tape ausgesagt. Nun dürfte die vertraulichen Dokumente in den österreichischen Redaktionen gelandet sein.
Eine gewisse N. S. sagte gegenüber der Kripo aus, dass sie im Auftrag des Ibiza-Detektivs H. die „Falter“-Redaktion schon „in den Osterferien 2018“ über das Video informiert hätte. Dem 63. Zwischenbericht der Soko-Tape vom 22.02.2021 ist zu entnehmen: „Durch die Einvernahme der Zeugin S. konnte nunmehr auch festgestellt werden, dass die Zeugin dem Beschuldigten im Sommer 2018 die E-Mail-Adresse des Journalisten von der Süddeutschen Zeitung übermittelte, nachdem bereits zu Ostern 2018 ein von der Zeugin für den Beschuldigten vereinbarter Termin mit dem Journalisten F. K. von der Wiener Wochenzeitung Falter von H. nicht wahrgenommen wurde.“
Ibiza-Detektiv: „Er war aber sehr frustriert und grantig“
Die Zeugin über die Motive des Ibiza-Detektivs: „Er hat mir nicht gesagt, wann und wo das spielt. Er war aber sehr frustriert und grantig und hat mir erzählt, dass sie schon überall versucht haben es anzubringen, wobei das sämtliche politische Parteien und die Polizei miteinbezieht.“
Über die Rolle der Grünen
Die Soko-Tape möchte Hintergründe über Kenntnisse der Grünen erfahren: „Auf Grund einer Zeugenaussage von J. M. ist bekannt, dass Sie im Jahr 2019 einen Kontakt zwischen diesem und dem Beschuldigten J. H. hergestellt haben. Was können Sie dazu angeben? Schildern Sie Ihre Bekanntschaft zu J. M. und alle Vorgänge im oa. Zusammenhang.“
So antwortete die Zeugin der Soko-Tape: „Am 18.04.2019 hat J. sich bei mir gemeldet. […] Er wollte mit der Kontaktaufnahme warten bis er fix wusste, dass eine Veröffentlichung kommt. Da hat er mir gesagt, dass innerhalb der nächsten Monate eine Veröffentlichung in Süddeutsche, Spiegel und Falter geplant ist. J. wusste noch von früher, dass ich den J. gut kenne. Auf Nachfrage der Beamten gebe ich an, dass ich nicht glaube, dass sich J. und J. davor schon einmal getroffen hatten. Meine Eltern und die von J. sind seit deren Studienzeiten befreundet – wir sind z.B. jedes Jahr zu Weihnachten dort.
J. wusste, dass J. im Wahlkampf für den Herrn Van der Bellen tätig war. Was genau, wussten ich und er aber nicht. Er sagte, dass er nicht möchte, dass das die Staatsspitze unerwartet trifft und ob ich ihm den Kontakt von J. geben könnte. Er [Anm.: der Ibiza-Detektiv] wollte, dass Herr Van der Bellen vorgewarnt ist. Ich habe dann den J. angerufen und gesagt, dass es brisantes Material gibt. Ob ich seine Telefonnummer weitergeben darf. Er hat zugestimmt und ich habe seine Nummer dann dem J. gegeben.
„J. hat dann mir irgendwann gesagt, „Boah“. Er war offensichtlich beeindruckt von dem, was er erfahren hat. Ich weiß aber nicht, in welcher Form bzw. was genau er erfahren hat. Am 16.05.2019 hat sich J. dann nochmals bei mir gemeldet und gesagt, dass es am nächsten Tag veröffentlicht werden wird.“
Grüne „mitten drinnen im Ibiza-Sumpf”
Christian Hafenecker (FPÖ) sieht die Grünen “nicht mehr außen vor, sondern mitten drinnen im Ibiza-Sumpf”. Der Fraktionsführer der FPÖ im Untersuchungsausschuss thematisierte am Montag bei einer Pressekonferenz die Rolle des grünen Ex-Wahlkampfmanagers. Dieser soll das Material vom Ibiza-Video vor der Veröffentlichung gesehen haben. Zum Nachlesen: Grüne “im Ibiza-Sumpf”.
Zum Nachlesen
EU-Infothek: Aufgedeckt: „Falter“-Redaktion wusste seit Ostern 2018 vom Ibiza-Video – und erstattete nicht Anzeige