Die Kronen Zeitung hatte am Sonntag von einem angeblichen Abschiedsbrief Jeneweins berichtet. Darüber hinaus solle sich der ehemalige Nationalratsabgeordnete im Koma befunden haben. Beides dementierte Jeneweins Schwester, FPÖ-Politikerin Dagmar Belakowitsch, bereits am vergangenen Sonntag: „Offensichtlich setzen Medien ungeniert nicht nur Persönlichkeitsrechte außer Kraft, sondern verbreiten darüber hinaus ungeheuerliche Falschnachrichten. Laut eigener Auskunft meines Bruders gibt es keinen Abschiedsbrief, in dem er seine Verzweiflungstat angekündigt oder erklärt hat. Er liegt auch Gott sei Dank nicht im Koma.“
Der offene Brief im Wortlaut:
„Sehr geehrte Frau Metzger, sehr geehrter Herr Budin!
Ich ersuche Sie im Interesse der Familie Jenewein, im Interesse der politischen Kultur in Österreich, im Interesse der Kronen Zeitung und im Interesse der Wahrheit offenzulegen, wer Ihnen die Informationen im Kontext des medizinischen Einsatzes bei Hans-Jörg Jenewein gegeben hat.
Bringen Sie jene vor den Vorhang, die sich im Dunkel der Anonymität zu Unwahrheiten und Lügen verleiten lassen. Nennen Sie jene, die mit ihren Falschinformationen auch Ihnen und Ihrer Glaubwürdigkeit Schaden zugefügt haben. Und geben Sie damit auch der Wahrheit die Chance, sich entfalten zu können.
Ich möchte Ihnen hierzu ein paar ganz einfache Fragen stellen:
Wer hat die Information über den medizinischen Notfall bei der Familie Jenewein weitergegeben?
Ist es wahr, dass Sie Einsatzprotokolle einer Blaulichtorganisation erhalten haben?
Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Landespolizeidirektion Niederösterreich?
Welche Rolle spielt das vom ehemaligen ÖVP-NÖ-Geschäftsführer geleitete Innenministerium?
Von wem stammt die von Ihnen verbreitete falsche Information, dass es einen Abschiedsbrief geben würde, der die FPÖ und mich persönlich belasten soll?
Von wem stammt die von Ihnen verbreitete falsche Information, dass Hans-Jörg Jenewein im Koma liege? Haben Sie auch nur ansatzweise eine Ahnung, was das bei einer Familie auslösen kann?
Woher kommt die Vertrauenswürdigkeit Ihrer „Informanten“, so dass auf eine Recherche völlig verzichtet wurde?
Welche Rolle spielt im gesamten Zusammenhang der stellvertretende Chefredakteur des Kurier und ÖVP-Intimus, Richard Grasl?
Welche Rolle spielt die Landeshauptfrau von Niederösterreich und ihr engstes persönliches Umfeld?
Kennen Sie eigentlich den Ehrenkodex des Presserates in Zusammenhang mit Suiziden und Suizidversuchen?
Und eine letzte Frage: Wie geht es Ihnen eigentlich dabei, wenn Sie derart tief in die Privatsphäre eines Menschen und seiner Familie eingreifen und dabei auch noch Falschmeldungen verbreiten?
Sehr geehrte Frau Metzger, sehr geehrter Herr Budin!
Bitte besinnen Sie sich, bei welcher Zeitung Sie arbeiten.
Die Kronen Zeitung hat einmal mit dem Slogan geworben: Mut. Haltung. Unabhängigkeit. Werden Sie den Werten Hans Dichands gerecht.
Mit freundlichen Grüßen
Herbert Kickl“