Ex-Kanzler Sebastian Kurz äußerte im Interview mit dem Schweizer „SonntagsBlick“ deutliche Kritik an den Sanktionen gegen Russland. Er bezweifelte deren Wirksamkeit und betonte, dass das Hauptziel ein Waffenstillstand und das Ende des Blutvergießens sein müsse.
Kurz fordert Neudenken der Russland-Sanktionen
„Es war notwendig, dass die Europäische Union als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg Sanktionen verhängt hat. Ziel muss es aber sein, einen Waffenstillstand und ein Ende des Blutvergießens zu erreichen und dann auch Schritt für Schritt die Blockbildung wieder zu reduzieren – denn am Ende führt das einfach nur zu einer geteilten Welt und zu einer Verlagerung der Weltwirtschaft,“ sagte Kurz. Er forderte Verhandlungen, da Russland trotz der Sanktionen weiterhin wirtschaftliche Stärke zeige.
Debattenkultur in Gefahr
Kurz zeigte sich besorgt über die aktuelle Debattenkultur in Europa und sprach von zunehmenden Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Er kritisierte, dass Menschen ihre Meinung nicht mehr frei äußern könnten, ohne sofort in eine bestimmte Ecke gedrängt zu werden. „Ich habe den Eindruck, dass mehr und mehr Menschen in Europa das Gefühl haben, dass sie ihre Meinung gar nicht mehr frei aussprechen dürfen, weil sie sonst sofort in eine rechtsradikale Ecke gedrängt werden,“ sagte Kurz. Diese Entwicklung gefährde die liberale Demokratie in Europa. Er plädierte für eine weniger aufgeregte und moralische Debattenführung, um den politischen Diskurs zu verbessern.
Kein Comeback geplant
Im „SonntagsBlick“ äußerte sich Kurz auch zu einer möglichen Rückkehr in die Politik. Er betonte, dass er sich in seiner aktuellen Rolle ohne Tagespolitik wohlfühle. „Ich habe meinen politischen Beitrag geleistet und fühle mich ohne die Tagespolitik sehr wohl. Was nichts daran ändert, dass ich mich nach wie vor dafür interessiere, wohin sich unsere Welt entwickelt, und auch eine Meinung dazu habe,“ sagte Kurz. Er sei mit seinen Aufgaben als Unternehmer und Berater, vor allem im Mittleren Osten, zufrieden.