Heute, genau vor genau vier Wochen, hat die Regierung angekündigt, die Kapazitäten für Coronavirus-Tests zu steigern. „Das wichtigste Ziel ist: testen, testen, testen“, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei der damaligen Pressekonferenz. Die Kapazitäten für die Testungen sollte auf 15.000 Tests pro Tag ausgebaut werden. Nur wenn viel getestet werde, erhalte man ein umfassendes Bild, so der Tenor der Regierung. Bei der Inszenierung waren auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) anwesend.
Noch letzte Woche, am 16. April, kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober an, alle Bewohner und Mitarbeiter der österreichischen Alters- und Pflegeheime auf das Coronavirus testen zu lassen. Laut Anschober handelt es sich dabei um 130.000 Personen.
Doch die tägliche Anzahl an Coronavirus-Tests zeigt aber ein anderes Bild.
5.230 Corona-Tests pro Tag
Geht es nach dem „Dashboard COVID-19“ in Österreich, so wurden durchschnittlich in den letzten fünf Tagen 5.230 pro Tag durchgeführt. Die nachfolgende Grafik schlüsselt die Zahl der Testungen pro Tag auf:
Auffällig ist ein Ausreißer am 2. April: 36.327 Testungen wurden an nur einem Tag durchgeführt. Alle anderen Tage entsprechen nicht dem Ziel von 15.000 Testungen pro Tag.
Österreichische Betriebe werden kaum ausgelastet
Erst vergangene Woche berichtete oe24 über die aktuelle Entwicklung der Coronatest-Kapazitäten in Österreich. Im Interview mit dem Geschäftsführer der Procomcure Biotech mit Sitz in Salzburg, Dr. Kamil Önder, stellte sich heraus, dass das Unternehmen in nur neun Wochen einen Test für jeden Österreicher herstellen könnte: „Es ist absurd. Unsere Lager sind voller Produkte. Wir könnten eine Million Tests pro Woche herstellen und ganz Österreich versorgen.“
Ein Test allein reicht aber noch lange nicht aus. Schließlich müssen diese Tests auch ausgewertet werden. Nun ist es aber nicht so, dass am freien Markt österreichische Labore nicht freie Ressourcen zur Verfügung hätten. Das Laborunternehmen Novogenia GmbH könne „täglich bis zu 10.000 Labortests durchführen“.
Kritik der Opposition
Einer der ersten Kritiker war der NEOS-Abgeordnete und Gesundheitssprecher Gerald Loacker: “Offenbar steigt nur die Zahl an Pressekonferenzen rapide, nicht aber die der überlebenswichtigen Corona-Tests, die essenziell zur Bekämpfung des Virus sind.”
Aber auch der FPÖ-Gesundheitssprecher und Nationalrat Gerhard Kaniak kritisiert die Bundesregierung: „Jeder kann dieses Kanzler-Versprechen beim Blick auf die offiziellen Testzahlen des Gesundheitsministeriums als Schmäh entlarven. Von den damals angekündigten 15.000 Tests pro Tag sind wir in Österreich meilenweit entfernt.“
Gesundheitsministerium dementiert
„Aber die Gesamtmenge der Tests sei oft höher als in der Statistik sichtbar“, stellte Ende März das Ministerium klar. Laut Gesundheitsministerium wurden bis dato 182.949 Testungen durchgeführt (Stand: 20. April, 15 Uhr). In Tirol wurden bisher 42.813 Testungen auf das Coronavirus durchgeführt, gefolgt von Wien (37.750) und Oberösterreich (30.373). Erst gestern dementierte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums gegenüber dem Kurier: „Die Testkapazitäten werden einerseits laufend erhöht, andererseits sind durch die abflachende Kurve der Infektionen Test-Kapazitäten frei, die für eine Reihentestung verwendet werden können.“
Fazit
Warum wurden 15.000 Coronavirus-Testungen pro Tag als Ziel ausgerufen, wenn die Gesundheitsbehörden nicht in der Lage sind, dieses Ziel zu erreichen?
Womöglich liegt es an der Infrastruktur in den österreichischen Spitälern und Labors. Und hier dürfte sich im letzten Jahrzehnt eine Dominanz eines Anbieters etabliert haben.
Und fehlt es an Reagenzien, die weltweit für die Auswertungen benötigt werden, muss man eben die Zahl der täglichen Tests zurückfahren. Die Bundesregierung läuft den Coronatest-Kapazitäten hinterher, auf Kosten der Patienten.