Chatprotokolle zwischen Casinos-Generaldirektorin und ÖBAG-Chef Schmid sollen Glatz-Kremsners Zeugenaussagen widerlegen
Die WKStA hat gegen Casinos-Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner offenbar Ermittlungen wegen falscher Zeugenaussage eingeleitet. Der Ex-ÖVP-Vizeparteichefin wird Falschaussage in sechs Punkten vorgeworfen. Laut APA habe sie entgegen ihrer Aussage sehr wohl Signale aus dem Finanzministerium erhalten, dass sie für ihre Generaldirektorin-Bestellung mit Unterstützung rechnen konnte. Das würden ausgewertete Handy-Chats ergeben.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) informierte die Casinos Austria-Generaldirektorin und ehemalige ÖVP-Vizeparteichefin (2017-2019) darüber, dass sie als Beschuldigte geführt wird und ein Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet wurde.
Die WKStA hält sich generell sehr bedeckt, der Fall sei ein Verschlussakt. Man gebe grundsätzlich keine Informationen zu einzelnen Beschuldigten, hieß es seitens einer WKStA-Sprecherin. Ein CASAG-Sprecher konnte gestern ebenfalls nichts zu der Causa sagen. „Das ist uns nicht bekannt“, sagte der Sprecher – er verwies auch auf eine „falsche Anschuldigung“ zu Glatz-Kremsners Aussagen im Ibiza-U-Ausschuss.
Falschaussage: Bis zu drei Jahre Haft
Laut den Unterlagen wird Glatz-Kremsner konkret verdächtigt, bei ihrer Zeugenaussage am 29. Juni 2020 vor der WKStA falsche Angaben gemacht zu haben. Die Aussage erfolgte im Rahmen der Casinos-Ermittlungen wegen der Bestellung des Casinos-Austria-Finanzvorstands Peter Sidlo. Die Auswertung von bei ÖBAG-Chef Thomas Schmid sichergestellten Daten und „insbesondere die unten angeführten Chatnachrichten zwischen Ihnen und MMag. SCHMID“ würden diesen Verdacht begründen, heißt es in dem Schreiben. Das Vergehen der falschen Zeugenaussage (§288 StGB) ist laut Strafgesetzbuch mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bedroht.
Glatz-Kremsner habe bei ihrer Aussage etwa verneint, dass sie Signale „von ihren Kontakten aus dem BMF bzw. aus der Parteispitze der ÖVP“ erhalten habe, „wonach sie als CEO der CASAG unterstützt werde“, heißt es in dem Akt. Bei den abgefragten Kontakten im Ministerium geht es laut den Unterlagen um Ex-Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP), Ex-Staatssekretär Hubert Fuchs (FPÖ) und den damaligen Kabinettschef und Generalsekretär im Finanzministerium, Schmid. Glatz-Kremsner habe gemeint, „ihr sei dazu nichts Konkretes bekannt, wobei das für den Zeitraum Herbst 2018 bis zu ihrer Bestellung Ende März 2019 gelte“.
Die Chatprotokolle sollen dieses Nein im Fall Schmids widerlegen. Am 28. September 2018 gratulierte zunächst Glatz-Kremsner via Handy-Nachricht Schmid zu einem Artikel über ihn im Nachrichtenmagazin „Trend“. Das Magazin schrieb, die „relevanten Entscheidungsträger in der ÖVP“ hätten ihr „Okay“ gegeben, dass Schmid – zu diesem Zeitpunkt noch Generalsekretär im Finanzministerium – den Posten als ÖBAG-Chef bekommen werde. In weiteren Chat-Verlauf dürfte es auch um Glatz-Kremsners Chancen auf den Generaldirektions-Posten bei der Casag gegangen sein. Auf die Nachfrage Schmids, wie es ihr gehe, schrieb Glatz-Kremsner, dass es derzeit „nicht gerade ruhig“ sei. „Werde versuchen am Montag beim Parteivorstand mit dem BK zu reden. Scheinbar ist für einige meine Parteifunktion ein Problem…“
Schmid antwortete darauf: „Was? Jetzt fangen sie damit an“ und weiter: „Die Zusatzfunktionen zu hinterfragen“. Auf Glatz-Kremsners Replik, sie lasse sich „eh nicht lang ärgern“, schrieb Schmid: „Bitte!“ und: „Du wirst dort CEO!“ Und er setzte noch einmal nach: „Das MUSS klappen“.
„Wir müssen anstoßen auf unsere neuen Karrieren“
Auch weitere Nachrichten werden von der WKStA als Beweis der Falschaussage angeführt. Schmid fragte Glatz-Kremsner am 1. April 2019 – wenige Tage nach Bekanntwerden ihrer Bestellung zur Casag-Generaldirektorin und kurz nach seiner eigenen Bestellung zum ÖBAG-Alleinvorstand: „Hast du feiern können? Wir müssen anstoßen auf unsere neuen Karrieren“ – „Ganz bald“.
Glatz-Kremsner antwortete: „Ja – ein wenig. War gerade beim BK!!“ (Anmerkung: Damit dürfte Bundeskanzler Sebastian Kurz gemeint sein.) Und feiern müsse man „unbedingt“. Schmid zeigte sich erfreut („Sehr gut!“) und fragte dann noch: „Ist HBK happy“ – und: „Bleibst du seine Stellvertreterin?“. Die Antwort der neu gekürten CASAG-Generaldirektorin: „war ein äußerst positiver Termin – habe mich bedankt – auch für deine Unterstützung“.
Quelle
Ermittlungen gegen Casinos-Chefin Glatz-Kremsner wegen Falschaussage