Luxus-Holding ohne Funktion auf Kosten der Steuerzahler
Eine börsennotierte Gesellschaft ohne Mitarbeiter, ohne operative Tätigkeit, aber mit Vorstand, Aufsichtsrat, Syndikatsvertrag und einem ordentlichen Budget. Gibt’s nicht? Doch! Willkommen im roten Doskozil’s Kaiserreich bei der Burgenland Holding AG.
Das Unternehmen, mit einem Grundkapital von 21,8 Millionen Euro, hält nur eine einzige Beteiligung: 49 % an der Burgenland Energie AG. Die Mehrheit (51 %) gehört der Landesholding Burgenland, also dem Land, für das SPÖ-Landeshauptmann Hans Peter Doskozil die politische Verantwortung trägt.
Machtstrukturen statt Marktwirtschaft
Die Mehrheit an der Holding liegt bei der EVN AG (73,63 %), gefolgt von der VERBUND AG und der Wien Energie GmbH. Ein freier Aktienhandel findet kaum statt – denn unter 4 % liegt der Streubesitz.
Ursprünglich gegründet zur Teilprivatisierung der burgenländischen Energieversorger BEGAS und BEWAG im Jahr 1990, hat die Holding heute keinerlei wirtschaftliche Daseinsberechtigung mehr. Die Tochtergesellschaften wurden längst zur Burgenland Energie AG verschmolzen – die Holding existiert dennoch weiter. Warum?
Zweck: Überleben um jeden Preis
Die Holding ist ein Verwaltungskonstrukt ohne operatives Geschäft. Laut Corporate Governance Bericht hat sie keine Mitarbeiter. Trotzdem: Zwei Vorstände, mehrere Prokuristen und ein bis ins Detail bestückter Aufsichtsrat.
Sie trifft keine strategischen Entscheidungen, führt kein eigenes Risikomanagement, denn sie ist vollständig in das System der EVN AG eingegliedert. Ein eigener Revisionsplan? „Nicht notwendig“, heißt im hausinternen Corporate Governance Bericht.
Versorgungskarussell für Berufsfunktionäre?
Brisant ist die Besetzung: Im Aufsichtsrat tummeln sich politisch exponierte Personen (PEPs) mit Nähe zu SPÖ und ÖVP. Darunter:
- Peter Weinelt – SPÖ-naher Stadtwerke-Direktor und SWV-Funktionär
- Stefan Stallinger – enger ÖVP-Vertrauter
- Weitere EVN-Kader mit undurchsichtiger politischer Nähe
Auch im Vorstand finden sich Parteizugänge: Alois Ecker, einst ÖVP-nahe Besetzung im BEWAG-Vorstand, und Klaus Kohlhuber, EVN-Funktionär mit PEP-Status – beide verdienen gut, obwohl die Holding keinerlei Geschäftstätigkeit entfaltet.
Syndikatsvertrag zementiert Besitzverhältnisse
Zwischen der Burgenland Holding AG und der Landesholding Burgenland GmbH besteht ein Syndikatsvertrag in Bezug auf die Burgenland Energie AG. Sollte bei einem der beiden Eigentümer ein Kontrollwechsel eintreten – etwa durch politischen Kurswechsel oder Eigentümerwechsel – hat die jeweils andere Seite ein Aufgriffsrecht auf die Anteile.
Was als gegenseitige Absicherung gedacht ist, wirkt in der Praxis wie ein Reformblocker: Die Besitzverhältnisse sind festgeschrieben, Veränderungen nahezu ausgeschlossen. Eine Struktur, die statt Dynamik nur eines schafft, die zementierte Sicherung des Status quo.
Fazit: Doskozils teure geschützte Werkstätte
Die Burgenland Holding AG ist ein bürokratisches Fossil, das nichts produziert – außer Spesen, Gremien und politischem Einfluss. In einer modernen Energiewirtschaft wäre diese Konstruktion längst integriert oder aufgelöst worden.
Trotz mehrfacher Kontaktaufnahme verweigerte das Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil eine Stellungnahme zu den zentralen Fragen rund um die Burgenland Holding AG. Weder der Landeshauptmann selbst noch seine Sprecher oder Vertreter waren bereit, die offensichtlichen Widersprüche und die politische Verantwortung für die fragwürdige Konstruktion zu kommentieren.
Damit bleibt unklar, warum eine faktisch inaktive Gesellschaft mit Millionenaufwand weiterbesteht, auf Kosten der burgenländischen Steuerzahler und Stromkunden.
Herr Landeshauptmann, wer zahlt am Ende die Zeche?
Anhang: Fragen an Hans Peter Doskozil
- Welchen konkreten wirtschaftlichen oder strategischen Zweck erfüllt die Burgenland Holding AG im Jahr 2025?
- Warum besteht eine Gesellschaft mit Millionenbudget fort, die laut Corporate-Governance-Bericht weder operative Tätigkeit noch Mitarbeiter aufweist?
- Warum wird diese Holdingstruktur von Ihrer Landesregierung weiterhin gestützt, obwohl sie offensichtlich keinerlei Wertschöpfung erbringt?
- Wer trägt die politische Verantwortung für die Fortführung dieser Konstruktion auf Kosten der Steuerzahler?
- Wie hoch sind die jährlichen Gesamtkosten (inkl. Gehälter, Sitzungsgelder, Aufwandsentschädigungen etc.) für Vorstand, Prokuristen und Aufsichtsrat der Burgenland Holding AG?
- Welche messbaren Leistungen wurden von Vorstand und Aufsichtsrat in den letzten fünf Jahren erbracht?
- Wie erklären Sie die auffällige politische Nähe zahlreicher Gremienmitglieder zu SPÖ und ÖVP?
- Handelt es sich bei der Burgenland Holding um ein versorgungsorientiertes Netzwerk für „Berufsfunktionäre“?
- Warum wird der Syndikatsvertrag mit der Landesholding Burgenland nicht aufgelöst oder angepasst, um Dynamik und Reformfähigkeit zu ermöglichen?
- Wie rechtfertigen Sie die zementierte Besitzstruktur, die jegliche strukturelle Weiterentwicklung faktisch blockiert?
- Warum wird eine Gesellschaft ohne Mehrheit an der operativen Tochter weiterhin börsennotiert geführt?
- Wie rechtfertigen Sie diese Börsenpräsenz angesichts des praktisch nicht vorhandenen Streubesitzes (unter 4 %)?
- Warum existieren kein eigener Revisionsplan und kein Risikomanagement, obwohl es sich um ein börsennotiertes Unternehmen handelt?
- Welche konkreten Kontrollmechanismen werden von Ihrer Regierung gesetzt, um Fehlentwicklungen in diesem Konstrukt zu verhindern?
- Gibt es Überlegungen zur Eingliederung der Holding in die EVN AG oder zur vollständigen Auflösung der Gesellschaft? Wenn nein: Warum nicht?
- Wie rechtfertigen Sie gegenüber burgenländischen Familien, dass sie über ihre Energierechnungen ein derartiges Konstrukt mitfinanzieren müssen? Und wie erklären Sie das den burgenländischen Unternehmen, insbesondere in einer Zeit, in der sie bereits massiv unter den hohen Energiepreisen leiden?
- Wie erklären Sie dem Bürger, dass im Burgenland ein bürokratisches Fossil mit millionenschwerer Ausstattung überlebt, während in anderen Bundesländern längst Effizienz, Transparenz und Digitalisierung Priorität haben?