Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.
Otto von Bismarck
Die Ibiza-Affäre hat meine Leidenschaft für Politik und investigativen Journalismus wieder geweckt, besser gesagt, ein Journalist hat mich wieder in Flammen gesteckt. In einem persönlichen Gespräch haben wir in einem Wiener Café die Hintergründe diskutiert, Strippenzieher analysiert und über die Motive der involvierten Rechtsanwälte gesprochen.
Aber auch andere Kollegen, insbesondere aus dem Ausland, haben das Gespräch mit mir gesucht. Die Spitze des Eisbergs war ein ranghoher Soldat aus Österreich, der profundes Wissen vorzuweisen hatte. So war ich genötigt, mir wieder Gedanken über Kurt Kuch, der mich zum Schreiben bewegt hat, zu machen. Fass ohne Boden war wieder mitten in meinem Leben, obwohl ich das Kapitel bereits abgeschlossen habe. Manchmal holt einen die Zeit ein. Quasi, ob man will oder nicht, back to the roots:
Zufall, Zufall und noch ein Zufall
Wie der Zufall in meinem Leben so will, habe ich erst vor ein paar Wochen jenen Sicherheitsberater kennenlernen dürfen, der im besagten Video über Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus seinen ehemaligen Kollegen erkannt hat. Der Sicherheitsberater hätte am Mittwoch sich vor Gericht verantworten müssen, da er sich selbst vor etlichen Jahren angezeigt hat. Es zeigt von wahrer Größe, Selbstanzeige zu erstatten und einen Schlussstrich zu ziehen.
Spannend ist in diesem Zusammenhang zu beobachten, was Journalisten, sogenannte „Kollegen“, aus dem „Häppchen der Wahrheit“ machen, und wie gerne Fakten zu Gunsten einer Story zu Zufällen sich wandeln. Im konkreten Fall wurde der Sicherheitsberater am Mittwoch ins Spital eingewiesen. Warum und weshalb, bitte ich anderen Medien zu entnehmen. Ich habe noch nicht mit ihm persönlich gesprochen.
Ich erkenne aber gewisse Parallelen, nennen wir es Sorgfaltspflicht. Beispielsweise hält sich bis heute eisern das Gerücht, dass wir vor zwei Jahren eine Frau mit Ex-Militärangehörigen observiert hätten. Selbstverständlich war und ist das nicht richtig, da wir lediglich eine Person mit vehementer krimineller Energie im öffentlichen Raum beobachtet haben. Konkret ging es bei der Observation um den Aufenthaltsort der besagten Person und ob diese sich überhaupt noch in Österreich aufhält, da sie sich 2017 aus dem Zentralen Melderegister ausgetragen hat. Die Person war somit nicht mehr in Österreich gemeldet.
Die Zufälle überschlagen sich zur Zeit: Vor wenigen Tagen wurden mehrere Personen von der polnischen Antikorruptionseinheit CBA (= Centralne Biuro Antykorupcyjne) verhaftet. Bei fünf Personen handelt es sich um Vertreter eines Unternehmens, die einen Vertrag in einem neuen Markt in Polen erschließen wollten. Zwar gibt es keine personellen Überschneidungen zu einer alten Story von mir, aber wie der Zufall so will, hat ein österreichisches Unternehmen immer wieder Berührungspunkte mit der Justiz, insbesondere im Ausland. Sobald die Ermittlungen und Befragungen abgeschlossen sind, werde ich mich der Story annehmen.
Spannende Monate vor uns
Die „Sonntagsfrage zeigt, dass auch hier die ÖVP mit aktuell 38 Prozent klar in Führung liegt. Die SPÖ liegt mit der FPÖ bei 20 Prozent gleichauf. Die Grünen erzielten 11 Prozent, gefolgt von den NEOS mit 9 Prozent. Für die Liste Pilz stimmten 1 Prozent.“ (ots.at) Das derzeitige Stimmungsbild ist eindeutig, jedoch darf man nicht außer acht lassen, dass Umfragen eine Momentaufnahme darstellen. Aus meiner Sicht darf man die FPÖ auf gar keinen Fall unterschätzen. Norbert Hofer hat bereits im Präsidentenwahlkampf seine Kampagnenfähigkeit unter Beweis gestellt. Die SPÖ setzt auf einen traditionelle Themen und einen Wahlkampfleiter, dem bereits Werner Fayman vertraut hat. Die alte Liesinger Clique ist zurück im Geschäft, daher würde ich Rendi-Wagner auf gar keinen Fall abschreiben. Die Loyalität der SPÖ-Basis ist ein ungeschriebenes Faktum. Wer sehr wohl im Herbst Geschichte sein wird, ist Peter Pilz.
Danke
Bedanken muss ich mich bei Wolfgang Caha, der im vergangenen Jahr sich als Herausgeber und Chefredakteur bereit erklärt hat, FoB zu übernehmen. Wolfgang, ich habe unsere Diskussionen und Gespräche vermisst. Gönnen wir uns wieder neue Geschichten!
Zahn um Zahn
Hiermit melde ich mich als digitaler Blattmacher und Chefredakteur von Fass ohne Boden zurück. Eine neue Rubrik wird lauten „Was wurde aus…“: So manche Story ist mittlerweile vier Jahre alt. Von einem Paar weiß ich, dass sie sich einige Monate nach meiner Enthüllung scheiden lassen hat. Wie so oft: Zufall. So mancher Zeitgenosse hat intensiven Kontakt mit der Finanzpolizei in den vergangenen Monaten und Jahren gehabt. Der tüchtige Geschäftsmann durfte auch fest ins Geldbörserl greifen. Einige Protagonisten haben bereits die politische Bühne verlassen und versuchen sich wieder als Rektor, Berater oder Unternehmer. Spannend ist natürlich auch die Start-Up Szene, insbesondere die neuen Projekte in Linz und Dornbirn.
Fass ohne Boden 2.0 wird sich auf jeden Fall für Storys aus ganz Österreich öffnen. Es gibt genug Missstände, beispielsweise aus Niederösterreich, die eine besondere Aufmerksamkeit verlangen. Selbstverständlich wird mein Team und ich den Nationalratswahlkampf ins Auge fassen.
Im Nachhinein betrachtet, hätte ich mir niemals gedacht, mit welchen perfiden Methoden Parteien und Politiker arbeiten. Manche haben mittlerweile ein derartig schlechtes Gewissen, dass sie nicht einmal mehr auf meine Whatsapp-Nachrichten und Anrufe reagieren möchten. Ich zeige auch hierfür Verständnis. Aber keine Sorge, ich mache auch gerne Bürobesuche oder werde sehr gerne öffentliche Veranstaltungen und Diskussionen crashen. Wir werden uns definitiv sehen. Um Kurt Kuch zu zitieren: „Irgendwann kummt jeder in meine Gasse.“
Im Vergleich zu den Methoden, die ich erdulden musste, wir sprechen hier von Strafbeständen, erscheinen die Aussagen im Ibiza-Video als niedlich. So mutierten an sich anständige Beamte aus Ministerien zu braven Parteisoldaten und befolgen eisern ihre Weisungen, die „ja nie stattgefunden“ haben. Der Rechtsstaat hat eine tolle Eigenheit: Die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen sehr langsam, aber stetig. Instanzen und Rechtsmittel brauchen ihre Zeit. Fakt ist, dass ich zu hundert Prozent rehabilitiert bin. Die sogenannte Verlässlichkeit meiner Person ist von zwei Ministerien der Republik bestätigt. Perfer et obdura! Dolor hic tibi proderit olim!
Daher wird es nun Zeit den Spieß umzudrehen.
Ich freue mich auf erbarmungslose, faktentreue und steile Geschichten.
Starten wir gemeinsam das Projekt Fass ohne Boden 2.0 und Operation Phoenix.
Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Exodus 21,23–25