Dem Krankenhaus Nord steht das Wasser bis zum Hals, so hört man. Aber das scheint niemanden wirklich aufzuregen. Schon gar nicht die Verantwortlichen. Wir sind ja in Wien und der Stadtchef ist mittlerweile in der Verfassung des abgeklärten Philosophen: Mit einem lapidaren „Des is ma wuascht“ würde der Bürgermeister auf Kritik an seiner Politik antworten. Das erzählt man sich zumindest.
Mit einem lapidaren „Des is ma wuascht“ würde der Bürgermeister auf Kritik an seiner Politik antworten.
Tja. Wien ist anders. So stand es über viele Jahre an den Stadteinfahrten zu lesen. Nun, da es wirklich anders geworden ist (nämlich sumpfiger, fremder und noch mehr verschuldet als je zuvor) hat man diese Taferln entfernt. Der neue Slogan auf den natürlich für teures Geld neu gekauften Schildern ist weniger griffig. Ich habe ihn mir bis heute nicht gemerkt. Egal, wen kümmert es schon, was an den Toren Wiens zu lesen ist? Mir (und vermutlich hunderttausenden anderen Wienern) ist das genauso wurscht wie dem Bürgermeister die Kritik.
Weniger wurscht ist mir und vermutlich hunderttausenden anderen Wienern die Tatsache, dass nicht nur das Krankenhaus Nord zu einem desaströsen Projekt verkommt, sondern dass offenbar das gesamte Wiener Gesundheitswesen den Bach hinunter geht. Ganze Spitalsabteilungen wie etwa die HNO im SMZ-Ost sind nicht mehr führbar und können keine lückenlose Versorgung mehr anbieten, weil ihnen die Ärzte abhanden kommen.
Zunächst wurde vom Krankenanstaltenverbund (KAV) der Ärztemangel geleugnet, in einem Interview mit dem KURIER aber am 1.12. von der KAV-Führung dann doch eingestanden. Natürlich mit dem Nachsatz, dass alles gut würde, wenn endlich das Großprojekt der geplanten Spitalszusammenlegungen abgeschlossen sei.
Nur: Das glaubt intern im KAV niemand. Die länger dienenden Ärzte haben durch die chronischen schlechten Erfahrungen die Nase gestrichen voll vom objektiv so zu bezeichnenden Missmanagement. Und die kommende Auslagerung (oder doch Privatisierung?) macht kaum jemanden glücklicher. Erstens, weil sie schlecht kommuniziert und vorbereitet ist und zweitens, weil man mittlerweile den Rechnungshofbericht kennt, der dem KAV ein katastrofales Führungszeugnis ausstellt (siehe letzten Weekly Franz).
Alle fragen sich: Wie soll mit diesem heruntergewirtschafteten Apparat eine gute Zukunft gelingen? Wie soll sich da etwas ändern, wenn dem obersten Chef alles wurscht ist und niemand die politische Verantwortung für die kapitalen Böcke übernimmt, die im Milliardenbetrieb namens KAV das ganze Jahr über geschossen werden?
Ok, der unglücklich agierende Generaldirektor Udo Janßen wird demnächst öffentlichkeitswirksam vorgeführt und dann geschasst werden. Das wars dann. Obwohl der Mann von Anfang an nur ein gut bezahlter Strohmann war und auf Zuruf der Politik agieren musste. Die medieneffektive Kündigung ist im Gehalt natürlich eingepreist. Dass das alles so kommen würde, wussten er und jeder Insider vom ersten Tag an. Gerüchte besagen sogar, dass eine Hire and Fire-Klausel Bestandteil seines Vertrages ist und der vorzeitige Abgang wohlgeplant wäre.
Wir aber fragen uns: Ist angesichts des Rechnungshofberichtes und der kaum noch aufzulösenden Gemengelage ein Rücktritt der Stadträtin zu erwarten? Fehlanzeige. Wozu auch? Es ist ja wurscht. Wird es Fehlereingeständnisse des Bürgermeisters geben? Aber geh. Wozu denn? Ist doch wurscht.
Es wird sein, wie es im Kernbetrieb des roten Wien immer war – nur halt ein bisserl schlimmer.
Es wird sein, wie es im Kernbetrieb des roten Wien immer war – nur halt ein bisserl schlimmer. Eben weil die Dimension der Skandale wieder ein bisserl zugenommen hat. Der Generaldirektor wird geopfert und die Medien werden mit schönen Inseraten ruhig gehalten.
Die Stadtverwaltung spielt auf Zeit, das kann sie. In Wien sitzt man alles aus. Auch das wissen wir aus Erfahrung. Bevor die Mitarbeiter in Scharen davonrennen, wird man aber doch noch etwas unternehmen und sich den üblen Koloss KAV endlich vom Hals schaffen. Ein privater Betreiber könnte als „Cleaner“ auftreten und gegen gutes Geld den Sanierer spielen, der den Sumpf trockenlegt. Das Wording wird man natürlich mit der Gemeinde Wien abstimmen und am Ende wird es mit stolzgeschwellter Brust seitens des Rathauses heißen: Seht her, alles wird gut!