Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) stellte das Paket mit Begeisterung vor. Vor allem der Ausbau der sogenannten „I-Plus-Fachkräfte“ soll die Schulen unterstützen. Diese Fachkräfte übernehmen Aufgaben wie das An- und Ausziehen der Schüler, helfen beim Essen und begleiten die Kinder bei Übergängen im Schulalltag. Die Zahl der Mitarbeiter wurde von zehn auf 34 erhöht. Doch die Frage bleibt, ob diese Kräfte tatsächlich die dringend benötigte Entlastung bringen oder ob die Mittel nicht besser anderswo eingesetzt werden könnten.
Schulsozialarbeit im Fokus
Ein weiteres großes Thema ist der Ausbau der Schulsozialarbeit. Von 66 Vollzeitstellen im Schuljahr 2019/20 wurde die Zahl bereits auf 95 erhöht. Diese Investitionen sollen insbesondere in sozial benachteiligten Bezirken für mehr Unterstützung sorgen. „Wir unterstützen die Wiener Pflichtschulen dort gezielt, wo sie es in der Praxis tatsächlich brauchen“, betont Wiederkehr.
Neues Projekt für psychische Gesundheit
Mit dem Pilotprojekt „KLIPSY School“ soll die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern besser betreut werden. Es soll helfen, psychische Probleme frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf an weitere Angebote der Stadt zu vermitteln. Auch wenn dieses Projekt einen innovativen Ansatz verfolgt, bleibt abzuwarten, wie es in der Praxis umgesetzt wird und ob es die erhoffte Wirkung zeigt.
„Show-Politik“ ohne Tiefgang
Maximilian Krauss, Bildungssprecher der Wiener FPÖ, übt scharfe Kritik an dem von Stadtrat Christoph Wiederkehr vorgestellten Maßnahmenpaket für Pflichtschulen. Er bezeichnet das 91-Millionen-Euro-Programm als oberflächlich und wirft der Stadtregierung vor, die tatsächlichen Probleme an Wiens Schulen zu verkennen.
Krauss stellt das Maßnahmenpaket von Stadtrat Wiederkehr als reine „Show-Politik“ dar. Obwohl die 91 Millionen Euro auf den ersten Blick ambitioniert wirken, stellt Krauss die Wirksamkeit des Programms infrage. Er bezweifelt, dass die vorgesehenen Maßnahmen den tiefgreifenden Problemen an Wiens Schulen gerecht werden. „An Wiens Schulen herrscht ein massives Gewaltproblem, das man nicht nur mit der Aufstockung von Schulsozialarbeitern lösen kann“, betont er.
"Pinke Kosmetik statt echter Lösungen"
Harald Zierfuß, Bildungssprecher der Wiener Volkspartei, bezeichnet es als eine „Fortsetzung der pinken Oberflächen-Kosmetik“, die weder die Frustration der Pädagogen noch die Chancen der Kinder nachhaltig verbessert.
Trotz der Ankündigung, die Zahl der Schulsozialarbeiter um zehn auf 95 zu erhöhen, bleibt der Großteil der Wiener Pflichtschulen ohne diese wichtige Unterstützung. Zierfuß weist darauf hin, dass die 95 Schulsozialarbeiter für rund 450 Schulen nicht ausreichen. Besonders kritisch sieht er, dass Wiederkehr als Oppositionspolitiker einst einen Sozialarbeiter pro Schule forderte, dieses Ziel aber als Stadtrat weit verfehlt hat.
Fazit und Ausblick
Trotz der positiven Ankündigungen gibt es Kritik an der Umsetzung. Der Ausbau der Schulsekretariate und die Einstellung von Freizeitpädagogen sind sicherlich Schritte in die richtige Richtung. Doch die Kernfrage bleibt, ob diese zusätzlichen Ressourcen wirklich zu einer Verbesserung des Schulalltags führen oder ob sie lediglich die Symptome bekämpfen, ohne die Ursachen anzugehen.
Mit einem Investitionsvolumen von 90 Millionen Euro hat Wien ein beachtliches Paket geschnürt, das die Schulen unterstützen soll. Doch ob dieses Geld sinnvoll eingesetzt wird und die erhofften Entlastungen bringt, wird sich erst in der Praxis zeigen.